Rutger Hauer
- Julio Sacchi
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Rutger Hauer
Früher gefühlt ständig geschaut, jetzt zum ersten Mal seit bestimmt zehn Jahren, auf Blu, auf großem Fernseher, mit knackigem Bild und sensationellem Sound.
Das ist und bleibt einfach ein Wahnsinnsfilm. Ein Film, den man als unglaublich brutal in Erinnerung hat, der Gewalt aber größtenteils nur andeutet oder offscreen erzählt. Ein Artverwandter von Spielbergs DUEL, also purer Symbolismus, wie man ihn heute in der Hochzeit der analen "Logikfehler"-Schnüffler nicht mehr auf die Leinwand bringen kann; ein Film, der sich keinerlei Erklärungssehnsüchten verpflichtet fühlt, sondern über eine Art psychomythologisches Aufeinandertreffen zweier Figuren alles über Leben und Tod erzählt. Warum ist es wichtig, woher dieser monströse Anhalter kommt und wieso er immer am richtigen Ort ist, wenn dieser seinem gebeutelten Opfer schon mal die Münzen für die Überfahrt ins Jenseits auf die Augen klebt? Hier übergibt der grimme Schnitter seine Sense an einen widerwilligen Nachfolger, da geht es nicht um die Realismusansprüche von angeblichen Filmfans, die ihre Hose mit der Kneifzange zuknöpfen.
Rutger Hauer spielt das unfassbar gut (der direkte Vergleich mit dem ultraflachen Sean Bean im Remake sagt alles); sein John Ryder ist ein grausamer Dämon, der sich am Leiden seiner Gegenüber mit mitleidiger Herablassung delektiert, aber immer wieder seine Gesichtszüge, seine Augen abgleiten lässt in die Melancholie der Verlorenen. Dass C. Thomas Howell da mit seiner nicht minder anspruchsvollen Rolle mithalten kann, ist durchaus eindrucksvoll. Ohne diese Performances wäre das homoerotische Miteinander dieser Antagonisten vielleicht unfreiwillig komisch geworden; mit Hauer und Howell ist es erschütternd.
Trumpfkarten des Films sind natürlich die absolut grandiose Kamera von John Seale und der von heutigem Tschingderassatröt weit entfernte Score von Mark Isham; zusammen erschaffen sie eine Welt ohne Mitleid. Mit seinem ersten Langfilm erweist sich Robert Harmon als versierter Visualist, einmal springt er von einem nächtlichen Beinahe-Crash direkt in einen Supertotale, was unglaublich wirkungsvoll ist. Dass dieses unnachgiebige Psycho-Duell mit erstklassigen Stunts gewürzt wurde (wer könnte vergessen, wie die zwei Cop Cars sich gleichzeitig hintereinander von der Straße heben?), ist dann noch die knallrote Kirsche auf der Torte.
Ein Wahnsinnsfilm.
Re: The Hitcher (1986)
Hab noch die Kinowelt Doppel-DVD
- Sylvio Constabel
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- Joined: Thu Nov 03, 2022 5:42 am
Re: The Hitcher (1986)
Dann aber schnell aufrüsten.
Re: The Hitcher (1986)
(Hab den Thread mal allgemeiner gefasst, weil sonst keine Ahnung wohin mit dem Nachstehenden, aber wenn's stört kann ich es auch getrennt lassen)
SPLIT SECOND
SPLIT SECOND
Fängt eigentlich ganz witzig an mit Hauer als neurotisch overactendem Trenchcoat-Cop in der postapokalyptischen Riesenpfütze London, so ein bisschen wie ein Pyun mit 20 Mark statt 2, auch das britische Ambiente, bei dem sich sogar Pete Postlethwaite nicht zu schade ist, 'nen Scheck mitzunehmen, hebt den Film etwas ab vom sonstigen B-Quatsch dieser Zeit. Leider ist Neil Duncan als Hauers stocksteifer Partner ein Komplettausfall und nach einer Stunde will der Käse noch immer nicht in die Gänge kommen, obwohl die beiden eigentlich ständig mit mannshohen Riesenwummen rumrennen. Der kurze Showdown stimmt mit ein paar praktischen Gekröseeinlagen einigermaßen versöhnlich. Ganz okay, aber vielleicht wäre der besser geworden, wenn Ian Sharp die Regie komplett übernommen hätte statt nur am Ende.A policeman (Rutger Hauer) hunts a slimy monster ripping out hearts in 2008 London, which is wet from global warming.
- Julio Sacchi
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Re: Rutger Hauer
Finde den visuell ganz ansprechend und habe ihn deshalb auch mehr als einmal gesehen, aber ansonsten ist der Film schon echt komplett durch. Das Finale ist gaga.
Re: Rutger Hauer
The Hitcher
Für ein Spielfilmdebüt außergewöhnlich gut gemachte Allegorie über das Kräftemessen zwischen Gut und Böse.
Ein Spiel mit Ängsten und in dieser Hinsicht ist der Film natürlich keine gute Werbung für das Trampen. Man könnte sagen, was Jaws für den weißen Hai war, ist Hitcher für den Anhalter gewesen.
Was Rutger Hauer hier zum Besten gibt, ist abgöttisches Villain-GOAT-Material. Die Szene im Diner hochkarätiges Gold. Das diabolische Grinsen von Hauer, der genüsslich mit Hall spielt wie eine Katze mit ihrer Beute, bevor sie sie in Stücke reißt. Grandios! Solche Typen, die gibt es heute nicht mehr. Master Class in Sachen Mimik und Präsenz.
Die meist nur angedeutete Gewalt sind für die zeigefreudigen 80er ebenso Rarität wie wohltuend. Die Szene mit der Familie, als Ryder plötzlich hinter dem Stofftier des Kindes auftaucht, oder im Hotelbett und nicht zu vergessen die Truck-Szene. Der Film hat schon einige Eisen im Feuer.
8,5/10
Kreuzfahrt ins Jenseits (Voyage)
Eigentlich nur wegen Hauer geguckt. Bis ich geschnallt habe, dass die verboten hübsche Connie Nielsen mitspielt und Karen Allen auch. Top.
Es passiert nicht viel, die Spannung ist niedrig, auch keine Überraschungen in petto, aber Roberts und Nielsen geben ein angenehm unangenehmes Psychopärchen ab.
5.5/10
Für ein Spielfilmdebüt außergewöhnlich gut gemachte Allegorie über das Kräftemessen zwischen Gut und Böse.
Ein Spiel mit Ängsten und in dieser Hinsicht ist der Film natürlich keine gute Werbung für das Trampen. Man könnte sagen, was Jaws für den weißen Hai war, ist Hitcher für den Anhalter gewesen.
Was Rutger Hauer hier zum Besten gibt, ist abgöttisches Villain-GOAT-Material. Die Szene im Diner hochkarätiges Gold. Das diabolische Grinsen von Hauer, der genüsslich mit Hall spielt wie eine Katze mit ihrer Beute, bevor sie sie in Stücke reißt. Grandios! Solche Typen, die gibt es heute nicht mehr. Master Class in Sachen Mimik und Präsenz.
Die meist nur angedeutete Gewalt sind für die zeigefreudigen 80er ebenso Rarität wie wohltuend. Die Szene mit der Familie, als Ryder plötzlich hinter dem Stofftier des Kindes auftaucht, oder im Hotelbett und nicht zu vergessen die Truck-Szene. Der Film hat schon einige Eisen im Feuer.
8,5/10
Kreuzfahrt ins Jenseits (Voyage)
Eigentlich nur wegen Hauer geguckt. Bis ich geschnallt habe, dass die verboten hübsche Connie Nielsen mitspielt und Karen Allen auch. Top.
Es passiert nicht viel, die Spannung ist niedrig, auch keine Überraschungen in petto, aber Roberts und Nielsen geben ein angenehm unangenehmes Psychopärchen ab.
5.5/10
Last edited by Flynn91 on Thu Jul 04, 2024 8:21 am, edited 1 time in total.
Re: Rutger Hauer
Bin mir sicher, ich hab den bloß wegen Roberts geguckt.Kreuzfahrt ins Jenseits (Voyage)
Eigentlich nur wegen Hauer geguckt.
Ansonsten gibt's davon auch einen früheren mit Mortensen, den kein Mensch kennt:
- Julio Sacchi
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Re: Rutger Hauer
VOYAGE find ich richtig richtig gut.
Einer meiner liebsten Home Invasion/Rezessionsthriller der an diesem Subgenre so reichen 90er. So recht weiß man nie, wohin die Reise gehen soll, was dem dubiosen Segeltörn eine ständig schwelende Beunruhigung verschafft. Der stets unterschätzte Mackenzie kleidet den Pärchenurlaub in wirksame Bilder und kann auf ein famos aufspielendes Darstellerquartett zählen. Roberts und Nielsen wirken ständig halb angeschraubt und daher um so beängstigender. Ein leerer, aber toller Film.
Dachte eigentlich, Stockl zieht jetzt Midnight Crossing. The Crew ist jedenfalls jüngeren Datums als Voyage und ein Eimer Pisse.
Einer meiner liebsten Home Invasion/Rezessionsthriller der an diesem Subgenre so reichen 90er. So recht weiß man nie, wohin die Reise gehen soll, was dem dubiosen Segeltörn eine ständig schwelende Beunruhigung verschafft. Der stets unterschätzte Mackenzie kleidet den Pärchenurlaub in wirksame Bilder und kann auf ein famos aufspielendes Darstellerquartett zählen. Roberts und Nielsen wirken ständig halb angeschraubt und daher um so beängstigender. Ein leerer, aber toller Film.
Dachte eigentlich, Stockl zieht jetzt Midnight Crossing. The Crew ist jedenfalls jüngeren Datums als Voyage und ein Eimer Pisse.
Re: Rutger Hauer
Kenn ich nicht, aber danke für den Tipp.Julio Sacchi wrote: ↑Sun Jun 16, 2024 3:49 pm Dachte eigentlich, Stockl zieht jetzt Midnight Crossing.
Re: Rutger Hauer
Ich würde "Blind Side" aus dem gleichen Jahr und ebenfalls mit Hauer "Voyage" vorziehen. Der ist fieser, hochwertiger produziert, hat Hauer in Paradedisziplin und als Kirsche auf der Torte die bezaubernde Rebecca De Mornay.
- Julio Sacchi
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Re: Rutger Hauer
Blind Side ist natürlich auch super, aber erheblich greller als Voyage. Mag beide sehr.
Re: Rutger Hauer
Das Gegenteil von grell wäre dann Past Midnight, irgendwie hat der sich mir auch eingebrannt, kann an der Richardson gelegen haben, der ganze Film wirkte eher verletzlich, meine ich. Weitere Kirschen auf der Torte der Besetzung gibt's auch noch.
- Julio Sacchi
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Re: Rutger Hauer
Den find ich bestenfalls OK.