A MOMENT OF ROMANCE
(1990, Benny Chan)
After a botched heist, a getaway driver and hostage fall for each other — but there's a price to pay for love like that.
Mit A MOMENT OF ROMANCE liefert Benny Chan (oder auch To, je nachdem, ob man den Gerüchten glauben mag) nach einer fulminanten, stuntgeladenen Eröffnungssequenz nicht nur einige der unsterblichsten Kitschmomente seiner Ära. Beeindruckend ist - Jahre später mit vielen weiteren gesehenen Genrebeiträgen im Kontext - wie konsequent er sich trotz aller ungebrochener Melodramatik den naheliegendsten Klischees verweigert: Dass Andy Lau Wu Chien-lien zunächst derart scharf abweist, dass das Triadenmilieu nicht mit schicken Anzügen und Treueschwüren glorifiziert, sondern als schwarzer Abgrund der Zukunftslosen porträtiert wird, die sich im fast postapokalyptisch anmutenden nächtlichen Nirgendwo gegenseitig die Karren schrottreif fahren und in hässlichen Raufereien die Macheten in die Bäuche rammen - das sind durchaus mutige Entscheidungen für einen Film, der auch heute noch oft genug als kalkulierte Kommerzware abgetan wird.
James Yuen, sowieso einer der besseren Autoren seines Fachs, schreibt Lau hier nach AS TEARS GO BY die womöglich beste Rolle seiner Karriere, in der er kaum etwas zu sagen hat, weil die Worte stattdessen über die Beyond-Songs aufs Publikum dröhnen, dort dann natürlich überdeutlich, und das ist der Zuckerguss, den man trotz aller scharfsinnigen Handgriffe eben auch mögen muss. Mit Ng Man-tat als Autowäscher, Laus Adoptiv-Aunties und seinem Großvater streuen Chan und Yuen aber regelmäßig leise Menschlichkeit dazwischen, nur gestört durch Tommy Wong, der sich als mundschäumender Psycho mal wieder etwas zu sehr ins Zeug legt.
Das Ende kommt dann so erwartet wie unausweichlich und hinterlässt eines dieser Bilder für die Ewigkeit: Wu Chien-lien im Brautkleid, einsam auf der Straße im Morgengrauen, auf der verzweifelten Suche nach dem längst verflossenen Augenblick.
Der Transfer auf der koreanischen Blu ist echtes HD, jedoch mit einigen Schäden und nicht ganz FS-Niveau, insgesamt aber in Ordnung.
THE DRAGON FROM RUSSIA
(1990, Clarence Fok)
May Yip (Maggie Cheung) and Yao (Sam Hui) are both orphans and have been friends since youth, but they're torn apart when the leader of the 8 Hundred Dragons Kung Fu cult abducts Yao and erases his memory.
Selbst für HK-Verhältnisse ist THE DRAGON FROM RUSSIA sauchaotisch montiert und rast mit einem derartigen Affenzahn durch seinen - höchstens mit viel Wohlwollen als "Crying Freeman"-Adaptation interpretierbaren - Plemplem-Plot, dass einem kaum Zeit bleibt, die beachtliche Flut an kreativen Ideen zu bestaunen.
Größter Schwachpunkt des Ganzen ist eindeutig Sam Hui, der für diese hyperkinetische Comickirmes einfach etwas zu alt und bräsig ist. Nach der schicken, in Russland gedrehten Einführung überspannt Fok den Klamauk - wie es sich für damals gehört - erst einmal und verwandelt Dean Shek in einen ultranervigen Kasper, bringt den Film mit der Rückkehr nach Hongkong aber wieder in einigermaßen nachverfolgbare Bahnen und mischt dem Gekloppe für Kloppempfindliche wie mir dankbarerweise auch ein wenig Geballer und ansehnlich choreografierte Sequenzen wie den Kampf auf und in der Kirche bei.
Am Schluss wird noch einmal hübsch gezündelt, obwohl der letzte Kampf eine Enttäuschung ist. Ein auch nur annähernd kohärenter Film ist das nicht und als Verfilmung der Vorlage logischerweise ein Reinfall, aber wie das eben so ist mit solchen Werken aus jener Zeit, freut man sich trotzdem, diesen Quatsch heute nochmal in derartiger Bildqualität aufgetischt zu bekommen.
INVISIBLE TARGET
(2007, Benny Chan)
Three policemen race against the clock to quell the rise of the Ronin Gang, a band of notorious robbers. As the gang's influence grows, it becomes ever more ruthless and out out hand, but the officers are determined to stop them in their tracks.
Mit INVISIBLE TARGET gibt sich Benny Chan weiter seiner unbändigen Liebe zu allerlei CGI-Murks hin, auch wenn der Film selbst immerhin noch auf Zelluloid gedreht ist. Hier stehen die üblichen Chan-Schwächen auf dem Programm: Eine simple Story wird unnötig verkompliziert und auf endlose 130 Minuten gedehnt, Figuren werden mit ganz breiten Pinselstrichen gezeichnet und von entsprechend austauschbaren Gesichtern gespielt. Im Meer der unnötigen Staffage kommt man dank absurder Einfälle wie der Patronen-Zwangsfütterung und der Szene, in der sich die drei von der Tankstelle mit nackten Oberkörpern gegenseitig die Wunden massieren, neben dem Gähnen wenigstens auch etwas zum Staunen.
Die eigentliche Action setzt mit der Verfolgungsjagd durch und über die Straßenbahn anfangs ein kleines Highlight, bevor sich Chan wie gewohnt erst ungelenk durch eine Stunde an Exposition quält, um dann wieder aufzudrehen. Alles ganz okay, konnte man aber bereits 2 Jahre vorher in SPL effizienter verpackt und - was den großen Unterschied macht - dramaturgisch mitreißender sehen. Bemerkenswert sind noch ein paar der Wirework-Einlagen, die für einen urbanen Actionthriller schon sehr lose geraten sind und fast in Wuxia-Gefilde abgleiten. Das passt - genau wie die unfassbare Menge an zu Bruch gehendem Glas - gut zu Chans Handwerk des Überflusses: Ein Film wie die letzte Portion Käsekuchen, die man hinterher bereut.
CHASING THE DRAGON
(2017, Wong Jing/Jason Kwan)
In corrupt, British-colonized Hong Kong, a mainland Chinese immigrant rises to the top of the city's drug underworld with the help of a notorious cop.
Irrsinnig prunkvoll ausgestattete Crippled-Ho-Verfilmung, die die Nostalgieknöpfe von mindestens drei verschiedenen Publikumsgruppen zu drücken versteht und sich dank unaufhörlicher, aber durchaus gekonnter Scorsese-Anbiederung (inkl. amerikanischer 70er-Mucke) vor allem handwerklich einen ganz eigenen Platz auf dem recht überschaubaren Qualitätsolymp der 10er Jahre sichert. Mit Jason Kwan holt sich Wong Jing jemanden zur Seite, der edle Bilder kann, und selbst da, wo der Computer den weitläufigen echten Kulissen unter die Arme greift, bleibt die historische Atmosphäre zumindest visuell stets intakt.
Weniger glaubwürdig ist natürlich die Darstellung der Briten als ausnahmslos menschenverachtende, schnurrbartzwirbelnde Superbösewichte, aber das gehört ja heutzutage leider dazu. Man kann sich auch sicherlich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, gerade Yen so früh die Beweglichkeit wegzunehmen - obwohl Action und Setpieces sonst klug über die völlig überfrachtete Story verteilt sind. Die will von vielem erzählen, vernachlässigt jedoch insbesondere die Beziehung zwischen Lau und Yen. Der schiere augenzwinkernde Schmiss des Gesamtpakets macht es aber leicht, all das zu verschmerzen. Wer weiß auch besser als Wong Jing, wie Fanservice geht?
FINALE IN BLOOD
(1993, Fruit Chan)
Cheng, an attention-seeking no-hoper who works at a radio station, announcing food prices. But when his path crosses with that of Fong Yan's ghost, the telling of her story helps Cheng become the star presenter of the nightly serial.
Fruit Chans Debüt verwurstet ROUGE und GHOST, injiziert der Tragödie aber dermaßen viel Gekaspere, dass man irgendwann innerlich abschaltet. Dazu blökt dann Law Wing-fais Kirmesmusik noch die wenigen ruhigeren Momente voll. Aber auch davon abgesehen funktioniert die Story in ihren Grundpfeilern nur bedingt, weil die Beziehung zwischen Ruth Winona Tao (sieht aus und spielt wie Sylvia Changs Doppelgängerin) und David Wu bloß in elliptischen Flashbacks angerissen wird und sich Regisseur Chan partout auch nur dem Hauch einer Erklärung verweigert, warum das Mädel eigentlich so dermaßen in einen rumhurenden, gewalttätigen Oberarsch ohne jegliche positiven Qualitäten verknallt ist.
Wann genau der schöne Geist warum für wen sichtbar ist, ist dann ein weiteres Detail, dem mit fortschreitender Laufzeit immer weniger Beachtung geschenkt wird. Schade, denn der Film beweist mit seinen liebevollen 60s-Retro-Sets, der Radio-Erzählung und der Regenschirmsymbolik durchaus Charme und das Ende hätte mit einer weniger flapsig angelegten Regie sicher gut reingehauen.