House of Cards

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Julio Sacchi
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House of Cards

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Habe in den letzten Wochen entgegen meiner Prinzipien und hauptsächlich aufgrund meiner Obsession mit der Causa Spacey tatsächlich eine komplette Fernsehserie geschaut, mit House of Cards sogar diejenige, die den unerträglichen Serienwahn überhaupt erst auslöste.
Die erste Staffel ist dann auch wirklich ganz erstaunliches Entertainment; smart, sardonisch, spannend und in den Händen überaus fähiger Regisseure wie Carl Franklin, Joel Schumacher und dem perfekt besetzten James Foley auch mehr als ansehnlich. Kevin Spacey ist Dynamit als Francis Underwood und sein Ränkespiel nicht zuletzt aufgrund eines durch die Bank hervorragenden Ensembles unwiderstehlich.

Mit der zweiten Staffel muss die durchaus realitätsnahe Darstellung der dunkelsten Seiten Washingtons zunehmend seifenoperhaften Elementen weichen, was aber immer noch durchaus Spaß macht. Abwärts geht es ab der dritten Staffel, wenn die meiner Meinung nach obligatorischen Problemstellungen der seriellen Erzählform auftreten: Auf der verzweifelten Suche nach neuen Impulsen erhalten die ursprünglich definierten Charaktere komplett neue Wesenszüge und verhalten sich völlig konträr zu ihrem etablierten Selbst. Auch die Regie schwächelt, insbesondere die Episoden unter der Ägide von Hauptdarstellerin Robin Wright sacken bis ins Bleierne ab.

Dennoch bleibt mitunter eine diebische Freude, die immer mehr von Ekel vor diesen widerlichen Menschenmonstern überschattet wird, und es gibt auch später noch Highlights wie die fantastische Episode um den ersten Besuch von Underwoods russischem Widerpart in Washington oder den mit Joel Kinnaman als aufstrebender Republikaner würdigen Gegner. In Staffel 5 wird aber alles nur noch grotesk bis lachhaft und die eilig um den gecancelten Spacey herumgestrickte sechste Season gleitet komplett ins Bodenlose ab. Hier wird zwecks Machtkonsolidierung gemeuchelt wie in Das Omen, mit Diane Lane soll wohl eine Alexis/Krystle-Dynamik ins Weisse Haus EInzug halten und Robin Wrights eingefrorenes Mona-Lisa-Lächeln ist einfach nicht mehr zu ertragen. Ein unglaublich langweiliger und bekloppter Abschluß einer ursprünglich so vielversprechenden Veranstaltung.
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