Jaans Kram

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Jaan
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Jaans Kram

Post by Jaan »

Filme, Serien, Youtube-Videos, alles durcheinander. Eventuell auch mal ein Buch oder so.

BOTTOMS (Seligman, 2023) - Drollige Mädchen verprügeln einander, klatschen Fatzkes, vernichten den Feind. Der Film spielt in einer Parallelwelt, in der niemand ein Handy hat und Ananassaft giftig ist. Trotzdem kommt alles sehr vertraut vor - die einschlägigen Mobbingportal-Konflikte werden im Meatspace ausgetragen, mit roher Gewalt. Eine Riesengaudi auf Monty-Python-Niveau, auch wenn man die ätzenden Anspielungen auf diverse Rassen-, Anarcho- und Feminismus-Diskurse nicht kennt. Sehr schöner Abspann auch, mit Outtakes wie bei Jackie Chan.
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Sylvio Constabel
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Re: Jaans Kram

Post by Sylvio Constabel »

Ist Seligmann ein Pseudonym vom Selig? Klingt zumindest so.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

Sebastian Selig? Hat der nicht für die Splatting Image geschrieben? Alles gelesen, nichts gemerkt. Weißt du, wer gut ist? Georg Seeßlen. Komplett erleuchtet, der Typ. Supertopchecker.

http://www.getidan.de/gesellschaft/geor ... -schnoesel
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

Hab jetzt von „Fatzkes“ geschrieben in der Rezi, gemeint waren „Schnösel“. Kennst du irgendwelche Schnösel persönlich, Sylvio?
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

Upps, ich fang schon wieder an :silent:
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Sylvio Constabel
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Re: Jaans Kram

Post by Sylvio Constabel »

:D
Und ja.
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Julio Sacchi
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Re: Jaans Kram

Post by Julio Sacchi »

Seeßlen. Oppa mitm Hut.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

BARRY LYNDON (Kubrick, 1975) - Also wie gesagt erträume ich Filme nur noch. Ich erahne. Es gibt hier im Viertel einen buckligen Spasti, einen Penner, sieht aus wie der junge Tomas Milian. Der schläft nie. Aber er schläft doch, er ist bloß wach dabei. Kann keine ordentlichen Auskünfte erteilen im Traumzustand. Alles schon ertestet, nachts vor der Tanke, auf der Fensterbank vorm Schmuckgeschäft, aber wach ist er brillant. Ein Meister des Takts, des Taarofs, des magnetischen Geld-Anziehens. Hat einen geschniegelten SUV-Türken vor meinen Augen um hunderte Euro erleichtert, und noch das Münzfach - „aber Kleingeld hast du keins?“ - Sagenhaft. Könnte ich nie.

Zum Thema. BARRY LYNDON, erste Hälfte. Lyndon ist der klassische seeßlensche Schnösel. Er nutzt seine Angst, produktiv, brillant. Er fällt beim angstkranken Preußenmilitär nach oben, wie ein heißer Draht durch warme Butter. Er lernt von Respektspersonen, wie man sich das Maximum an Respekt verschafft. Vom Verdienen lernt er wenig. Er heiratet die schönste Frau der Welt, und erbt ihren Titel, nachdem er ihren Mann getötet hat, von innen.

Dann sitzt er in der Kutsche mit ihr. Raucht Pfeife. Seine Frau bittet ihn, ein Fenster zu öffnen. Er bläst ihr Rauch ins Gesicht, und lacht hämisch.

Intermission. Lyndons produktive Angst war der Frauenhass. Gleich in der ersten Szene etabliert. Ziemlich quälend für das damalige Jungspublikum. Na klar, der Schönling aus LOVE STORY war das Problem. Wie hat Kubrick nur diese Fehlbesetzung durchgehen lassen, unbegreiflich. Technisch tiptop, da waren sich alle einig.

Zweite Hälfte. Lyndon ruiniert seine Frau, sie stirbt von innen. Sein leiblicher Sohn stirbt. Sein Stiefsohn attackiert Barry, rücksichtslos, auf allen Ebenen, mit allen Mitteln, erfolgreich. Richtet seine Angst gegen ihn. Barry endet als verwahrloster, isolierter, lächerlicher Krüppel.

Der Darsteller des Stiefsohns blieb Kubricks engster Vertrauter, bis ans Lebensende.

Warum ist DER PATE so beliebt, und BARRY LYNDON nicht? Vielleicht ist der Unterschied die Szene mit den nonchalanten irischen Straßenräubern. Eine vergleichbare Außenperspektive fehlt in den PATEN, das wirkt beruhigend. Man stelle sich einen PATEN vor, in dem weise Triaden dem aufgeschwemmten, bis zur erlösenden Demenz angstkrank-erstarrten Don einfach die Butter vom Brot nehmen. Man stelle sich GOODFELLAS vor, in dem sich lockere Schwatten gegen den katholischen Schutzgeld-Schuldwust durchsetzen. Gab es nicht. Zumindest nicht im Kino. Schade.

In DIE KUNST DER ERPRESSUNG setzt sich eine buddhistische Miss Marple gegen die tätowierte Yakuza-Pimmelparty und ihre Angstrituale durch. Per Knockout, ohne Gegentreffer, durch schiere Benennung der Wahrheit. Satyagraha, wie der Inder sagt. Juzo Itami wurde für den Film zusammengeschlagen und schließlich ermordet.

Die Kölner haben Antikörper gegen die Preußen entwickelt - die Funkenmariechen, in ihrer preußischen Militäruniform. Wie, wollt ihr ein Mädchen schlagen? Wir torkeln nur hinterher. Die Pfälzer und Hessen haben bissigsten Angriffshumor, wie Battle Rap. Die Bayern grölen das preußische Hochdeutsch dummdreist nieder. Der Rest der Republik ließ sich ficken, mit Rohrstöcken, mit gestörten Menschenexperimenten, mit Amtsdeutsch, bis zum Totalverschleiß, und tut es noch. Preußen, CDU, StVO, Leistungsgesellschaft, Jobcenter, alles ein Ding. Eine einzige große Angstmaschine. Hidden in plain sight. Fertig etabliert, unattackierbar, alternativlos. Nachrichten und Geschichtsbücher diktierend seit Friedrich dem Großen. Wird noch eure Kindeskinder zugrunde richten, wenn ihr nicht aufpasst. Und ihr passt nicht auf.

BARRY LYNDON! Bester Film. DAS WEISSE BAND eventuell noch besser, aber ohne den Swashbuckling-Faktor steht man das Rohrstock-Elend kaum durch.

Übrigens siegt die Türkei bei „unserer EM“. Und dann ist was los. Mauerfall, mindestens, hier im Ländle. You heard it here first.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

ASSAULT - ANSCHLAG BEI NACHT (Carpenter, 1976) - Furchtlose Widerstandskämpfer setzen sich gegen die Bullerei durch. Okay, DEN hab ich gesehen, in 3Sat-HD auf Youtube. Ist schon alles geschrieben worden, aber: Wer sind die wahren Schuldigen an dem Gemetzel? Erstens die Bullerei, die nicht auf ihre Schusswaffen aufpasst. Zweitens nochmal die Bullerei, die unsere wackeren Multikulti-Guerillas feige zusammenschießt. Und drittens natürlich der Eiskrem-Typ! Hätte er dem Mädel einfach Haselnuss und Vanille serviert, wäre der Film nach einer halben Stunde vorbei gewesen. Oder zur heiteren Knast-Sitcom mutiert. Also wirklich. RIO BRAVO ist natürlich um Längen besser, Sitcom inklusive, mit Polizei, wie man sie sich wünscht.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

JOHN WICK (Stahelski, 2014) - Ein furchtloser Yogi entleibt massenhaft Fleischformen. Abermals: alles gesagt. Und wer ist diesmal schuld? John Wicks tote Frau! Der weise Guru Mohammed stellt im Hadith fest, dass Hunde keinesfalls im Haus zu halten seien, der Wert des Hauses nimmt ab. Mangelnde Hygiene, Tollwut, tierseitig eingeflößte Schuldgefühle. Folgerichtig übt John Wick Vergeltung, handelt wie ein Berserker, verursacht Hygieneprobleme in Form von spritzendem Blut. Laut Hadith gelten Hirten- und Jagdhunde als rein, solange Jagdhunde unter der Ägide Vishnus entsendet werden, und ihre angefressene Beute behalten dürfen. John Wick hütet weder, noch handelt er wie Krishna, noch verzehrt er seine Feinde. Nur der unreine Hund verdirbt sein Denken und Handeln. Die tote Frau, deren Geschenk der Hund war, ist Verursacherin des ganzen Gemetzels. Sollte sich wirklich was schämen, die Olle. Auch die Polizei tritt viel zu nachsichtig auf.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

JOHN WICK (Stahelski, 2014) - Ein furchtloser Yogi entleibt massenhaft Fleischformen. Aus der Kali-Perspektive, einige Stunden Meditation später, stellt sich der Film ganz anders da. Die Frau war nicht schuld, der Hund ist Symbol für Keanus inneres Kind. Dieses verteidigt er in Rückwärts-Zeit, die Kalis bevorzugte Flussrichtung ist, gegen Angst-Dämonen in Form der gesichtslosen russischen Gangsterhorden, und ihrer feigen Herrchen. Er ist den Fleischformen stets einen Schritt voraus - wie macht er das nur? Keanu handelt im Sinne Kalis weise und gerecht, er attackiert ausschließlich seine Feinde, und ihre.

Gegen Ende des Films versucht der stoische Nyqvist, Kalis Gatten Shiva auf seine Seite zu ziehen, indem er einen fetten Dübel raucht, ohne zu husten. Er gewinnt durch diese List fast die Oberhand, fällt aber ins eigene Schwert, wie Willem Dafoe in WILD AT HEART.

Bemerkenswert auch, dass die Vishnu-Perspektive (Jahwe, Gott, Allah) sofort Schuld-, Scham- und Frauenhass-Assoziationen weckt. Passt nicht mehr, die Zeiten sind vorbei, Vorwärts- wie Rückwärts-. Also hier findet ein ziemlicher Umbruch in der Rangfolge des indischen Pantheons statt, hab ich den Eindruck. Shiva steigt auf, Vishnu steigt ab, Kali obsiegt. Mit roher Gewalt. Köpfe werden rollen.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

Sollte bei Prophezeihungen vielleicht die Finger lassen von Fußball oder Lottozahlen. Den Bachmannpreis-Sieger hab ich jedenfalls geraten, gleich am ersten Lesungstag. Egal. Zum Thema.

WILD AT HEART (Lynch, 1990) - Ein mittelclearer Yogi levelt auf, obsiegt, gewinnt die Liebe. Kinovorführung in der Karlsruher HfG. Lynch ist bekanntlich Hindu, wie die Beatles, und schon im Kurzfilm-Vorprogramm wird klar, dass er viel von Enthauptungen hält.

In WILD AT HEART wird eine falsche Mutter innerlich geköpft (Diane Ladd in Topform; Begleitung so: „Haha, die sieht ja aus wie Donald Trump“, und zu dem Zeitpunkt hatte sie sich noch nicht mal die Fratze mit Lippenstift vollgeschmiert), und eine wahre Mutter prophezeiht korrekt, wird aber missverstanden, was den Schmierlappen Dafoe den Kopf kostet (Isabella Rossellini als Perdita Durango ist Kali in dem Film).

War die Erstsichtung für mich. Der Film ist unendlich reich an Traumbildern, spricht fließend die Sprache des Unbewussten, wie üblich bei Lynch. Wenn Nic Cage zum Schluss seine letzte Angst überwindet, ganz soft von Laura Palmer aus der Nahtoderfahrung erlöst wird, und Klartext sprechend ins Leben stürmt, bleibt kein Auge trocken.

Ja, äh, und Metal. Ganz viel Metal. Sollte insgesamt mehr Metal hören.
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Jaan
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Re: Jaans Kram

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COLDBLOODED (Wolodarsky, 1995) - Ein Buchmacher sattelt zum Killer um, dann zum Yogi, metzelt sich hoch, obsiegt. Das Karriere-Highlight von Jason Priestley. Die deutsche Synchro fügt mehrere Bedeutungsebenen hinzu: Erstens das suave Radiowerbungs-Phänomen Christian Brückner, der Priestleys mittelclearen, versoffenen Lehrmeister spricht; damit zweitens den Bezug zum Fernsehfilm-Klassiker ENDE DER SAISON, in dem sich der leibhaftige Brückner eiskalt gegen den angststarren Therapiekrüppel Devid Striesow durchsetzt, und ihm die schöne Anneke Kim Sarnau abjagt, bis Striesow nicht anders kann, als verzweifelt alles niederzubrennen.

Priestley schlägt sich besser, das kann man schon sagen. Mit seinen brutalen Killersitten macht er Karriere, verdient und verschafft Respekt, schaltet Nebenbuhler aus, und gewinnt das Herz seiner konservativen Yogalehrerin durch coole Bereitschaft zur Selbstentleibung. Seinen Arbeitsplatz, die Mafia-Bude, vernichtet er ungleich eleganter als Striesow, per Kopfschuss für die Einsatzleiter.

Die Kothenschulte-Rezi des Films, beim Filmdienst, ist auch sehr schön, also seinen Kracauer-Preis hat der Mann zu Recht.
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Re: Jaans Kram

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Jaan wrote: Sun Jul 07, 2024 9:03 pm COLDBLOODED
Aus einander.

Ich hatte vorhin Katie Fforde – Für immer Mama an, aber nur die erste Hälfte, da dann Schichtende. Ich hab 1:1 Betreuung bei einer Patientin gemacht. Die Patientin war auch ein Yogi, und im Film haben auch mindestens zwei mitgespielt.
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Re: Jaans Kram

Post by Jaan »

Con Trai wrote: Sun Jul 07, 2024 9:09 pm
Jaan wrote: Sun Jul 07, 2024 9:03 pm COLDBLOODED
Aus einander.
Stimmt eigentlich, hab ja die deutsche Fassung rezensiert :oops: Originaltitel ist jedenfalls „COLDBLOODED“. Lass ich jetzt mal so.

Mensch, du kennst eine Yogi? Lass dich sofort beraten von ihr. Thema egal.
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