Eigenwilliger Film des kanadischen Regisseurs Pascal Plante, der erst wie ein Justizdrama beginnt, sich dann aber zu einer Art verkünstelter Charakterstudie entwickelt, die einen ganzen Haufen an Ideen vermengt: Kritik an True-Crime-Voyeuren, Hacker-Vigilantismus Marke MR ROBOT, Überlegungen zu Identität und Moral. An Kelly-Anne werden sich die Geister scheiden - einerseits handelt es sich um eine wirklich komplexe, ambivalente Figur, die Plante in derart kleinen Häppchen offenlegt, dass jede neue Information wie ein gigantischer Erkenntnisgewinn wirkt. Andererseits produziert diese Undurchsichtigkeit auch so manch frustrierende Länge.Kelly-Anne is obsessed with the high-profile case of a serial killer, and reality blurs with her morbid fantasies. She goes down a dark path to get the missing video of the murder of a young girl, to whom Kelly-Anne bears a disturbing resemblance.
Fraglos stark hingegen ist der Film auf handwerklicher Ebene: Von den Snuff-Videos des Serienmörders offenbart Plante nur verschwommene Standbilder und furchterregende Tonausschnitte, die dafür um so länger im Gedächtnis bleiben, und das audiovisuelle Crescendo zum Ende hin setzt einen erfüllenden Schlussstrich unter ansonsten sehr unterkühlte Bildsequenzen. Hat mich im Gesamtpaket nicht komplett abgeholt, aber auf alle Fälle ein reizvolles Erlebnis.