Black Mirror (Netflix)
Re: Black Mirror (Netflix)
Nach der miesen fünften Staffel setzt diese leider den Sinkflug fort. Die penetrant überbordende Laufzeit fast aller Episoden (1h+) unterstreicht nur, wie wenig Brooker mittlerweile zu sagen hat - subtil war BLACK MIRROR nie, aber immerhin reich an Einfällen und sehenswerten Bildern. Davon bleibt mittlerweile nicht viel.
"Joan Is Awful" ist ein lahmer Aufguss von "Nosedive", garniert mit selbstreferenzieller Netflix-Nabelschau. Als immerhin stärkster Beitrag nimmt "Loch Henry" die Proliferation von True-Crime-Dokumentationen als Wegwerfunterhaltung aufs Korn, wagt sich aber zum Schluss nicht weit genug in die pechschwarzen Gefilde, die man in früheren Staffeln noch betreten hätte. "Beyond the Sea" verschwendet Aaron Paul und Josh Hartnett an einem undurchdachten Scifi-Plot über Identitätsfragen und ist viel zu vorhersehbar. "Mazey Day" könnte der Tiefpunkt der gesamten Serie sein, während Veteran Toby Haynes in "Demon 79" noch ein recht stimmiges britisches Horrormärchen bastelt, das aber besser in Del Toros Kuriositätenkabinett aufgehoben wäre und mit dem Konzept von BLACK MIRROR überhaupt nichts mehr zu tun hat.
Originell, herausfordernd oder gar subversiv ist hier nichts mehr. Konsequent wäre nur, die Serie jetzt zu Grabe zu tragen.
"Joan Is Awful" ist ein lahmer Aufguss von "Nosedive", garniert mit selbstreferenzieller Netflix-Nabelschau. Als immerhin stärkster Beitrag nimmt "Loch Henry" die Proliferation von True-Crime-Dokumentationen als Wegwerfunterhaltung aufs Korn, wagt sich aber zum Schluss nicht weit genug in die pechschwarzen Gefilde, die man in früheren Staffeln noch betreten hätte. "Beyond the Sea" verschwendet Aaron Paul und Josh Hartnett an einem undurchdachten Scifi-Plot über Identitätsfragen und ist viel zu vorhersehbar. "Mazey Day" könnte der Tiefpunkt der gesamten Serie sein, während Veteran Toby Haynes in "Demon 79" noch ein recht stimmiges britisches Horrormärchen bastelt, das aber besser in Del Toros Kuriositätenkabinett aufgehoben wäre und mit dem Konzept von BLACK MIRROR überhaupt nichts mehr zu tun hat.
Originell, herausfordernd oder gar subversiv ist hier nichts mehr. Konsequent wäre nur, die Serie jetzt zu Grabe zu tragen.
Re: Black Mirror (Netflix)
Bis zu welcher Staffel ist BM denn gut?
- Sylvio Constabel
- Posts: 5475
- Joined: Thu Nov 03, 2022 5:42 am
Re: Black Mirror (Netflix)
Jede Staffel hat gute und schlechte Episoden.
Re: Black Mirror (Netflix)
Danke, Munin!
Spulio

Spulio


- Sylvio Constabel
- Posts: 5475
- Joined: Thu Nov 03, 2022 5:42 am
Re: Black Mirror (Netflix)
Die Aussage ist natürlich Quatsch. Selbst in den ersten Staffeln gab's veritable Langweiler.
Re: Black Mirror (Netflix)
Nein, denn die sah ich.
Re: Black Mirror (Netflix)
So bahnbrechend, wie sie gerne wäre, war die Serie auch in Anfangstagen nicht, ein schleichender Qualitätsabfall seit der Netflix-Übernahme lässt sich aber trotzdem eindeutig feststellen (und wird auch breit diskutiert).
- Julio Sacchi
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- Joined: Thu Nov 03, 2022 8:37 am
Re: Black Mirror (Netflix)
Sind das eigentlich abgeschlossene Episoden, also so wie Twilight Zone oder so?
- Julio Sacchi
- Posts: 3433
- Joined: Thu Nov 03, 2022 8:37 am
Re: Black Mirror (Netflix)
Oh, dann ist das vielleicht was für mich!
Re: Black Mirror (Netflix)
Neue Staffel:
Common People ist vintage Brooker - "Was wäre wenn Gegenwart plus Technologie XYZ, aber schlecht weil Kapitalismus", dazu satirische Gags anhand aktueller Trends - hier Monatsabos. Gerade das gab es nun mittlerweile in so vielen verschiedenen Variationen, dass ich es langsam einfach nicht mehr sehen kann, obwohl die Folge an sich gut gespielt ist und mit einem angenehm bitteren Ende aufwartet.
Dafür haut Toby Haynes mit Bête Noire wieder mal einen Knüller raus, der über lange Zeit als hochamüsanter und temporeicher Bürokrieg bespaßt, einen genüsslich lange miträtseln lässt, die futuristische Komponente erst am Ende auffährt und dann mit einem kompletten Gaga-Ende eine denkwürdige Schlusspointe setzt.
Hotel Reverie bietet liebevolle Kulisse im Rahmen eines eigentlich sinnfreien Konzepts (ein alter Hollywood-Klassiker wird mit einem jungen Star für die Streaming-Generation neu aufbereitet, wofür jener den Film in der Matrix nachspielen muss, weil ???). Hier will man klar dem Serienhighlight San Junipero nacheifern, und das wäre auch fast gelungen, doch leider steht einer sensationell tollen Emma Corrin (THE CROWN) - diese Performance lässt einem wirklich den Mund offen stehen - eine sensationell beschissene Issa Rae gegenüber, die das ganze schöne Potenzial kurzerhand im Marianengraben versenkt.
Plaything von David Slade greift Brookers Wurzeln als britischer Spielejournalist auf, und das mit wunderbar authentischem Zeit- und Computerspiel-Kolorit der 90er (glaube Diceman und Savior hätten hier ihren Spaß). Peter Capaldi und Lewis Gribben liefern richtig starke Leistungen, das Konzept wirkt für die Serie wieder so frisch und british wie seit der Netflix-Übernahme nicht mehr, den erhobenen Zeigefinger spart man sich, das Ende ist herrlich mehrdeutig. Eine der besten Folgen der letzten Jahre.
In Eulogy bildet Technologie lediglich den äußersten Rahmen für eine Story, die auch von Richard Linklater oder Spike Jonze kommen könnte und einen brillianten Paul Giamatti in eine zerbrochene Liebesbeziehung seiner Jugend zurückkehren lässt. Ein leises und auch rührendes Kammerspiel, eine gelungenere Version von "Beyond the Sea" aus der vorherigen Staffel, der trotzdem irgendwie der letzte Funke an Genialität fehlt.
Folge 6, das USS-Callister-Sequel muss ich mir irgendwann noch geben, hab ich jetzt nicht geschafft, da Spielfilmlänge. Insgesamt ist die Staffel soweit aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur vorigen und auch bei den übergeschnappten Laufzeiten hat man sich (größtenteils) wieder eingekriegt.
Common People ist vintage Brooker - "Was wäre wenn Gegenwart plus Technologie XYZ, aber schlecht weil Kapitalismus", dazu satirische Gags anhand aktueller Trends - hier Monatsabos. Gerade das gab es nun mittlerweile in so vielen verschiedenen Variationen, dass ich es langsam einfach nicht mehr sehen kann, obwohl die Folge an sich gut gespielt ist und mit einem angenehm bitteren Ende aufwartet.
Dafür haut Toby Haynes mit Bête Noire wieder mal einen Knüller raus, der über lange Zeit als hochamüsanter und temporeicher Bürokrieg bespaßt, einen genüsslich lange miträtseln lässt, die futuristische Komponente erst am Ende auffährt und dann mit einem kompletten Gaga-Ende eine denkwürdige Schlusspointe setzt.
Hotel Reverie bietet liebevolle Kulisse im Rahmen eines eigentlich sinnfreien Konzepts (ein alter Hollywood-Klassiker wird mit einem jungen Star für die Streaming-Generation neu aufbereitet, wofür jener den Film in der Matrix nachspielen muss, weil ???). Hier will man klar dem Serienhighlight San Junipero nacheifern, und das wäre auch fast gelungen, doch leider steht einer sensationell tollen Emma Corrin (THE CROWN) - diese Performance lässt einem wirklich den Mund offen stehen - eine sensationell beschissene Issa Rae gegenüber, die das ganze schöne Potenzial kurzerhand im Marianengraben versenkt.
Plaything von David Slade greift Brookers Wurzeln als britischer Spielejournalist auf, und das mit wunderbar authentischem Zeit- und Computerspiel-Kolorit der 90er (glaube Diceman und Savior hätten hier ihren Spaß). Peter Capaldi und Lewis Gribben liefern richtig starke Leistungen, das Konzept wirkt für die Serie wieder so frisch und british wie seit der Netflix-Übernahme nicht mehr, den erhobenen Zeigefinger spart man sich, das Ende ist herrlich mehrdeutig. Eine der besten Folgen der letzten Jahre.
In Eulogy bildet Technologie lediglich den äußersten Rahmen für eine Story, die auch von Richard Linklater oder Spike Jonze kommen könnte und einen brillianten Paul Giamatti in eine zerbrochene Liebesbeziehung seiner Jugend zurückkehren lässt. Ein leises und auch rührendes Kammerspiel, eine gelungenere Version von "Beyond the Sea" aus der vorherigen Staffel, der trotzdem irgendwie der letzte Funke an Genialität fehlt.
Folge 6, das USS-Callister-Sequel muss ich mir irgendwann noch geben, hab ich jetzt nicht geschafft, da Spielfilmlänge. Insgesamt ist die Staffel soweit aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur vorigen und auch bei den übergeschnappten Laufzeiten hat man sich (größtenteils) wieder eingekriegt.