Julios frankophile Ecke
- Sylvio Constabel
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Re: Julios frankophile Ecke
Ich finde es schön. Soll doch Spaß machen und kein stumpfes Niederschreiben von Texten sein. Dann kann ich auch 'nen Blog aufmachen, wenn alle anderen still sein und / oder immer schön ja und Amen sagen sollen.
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
Ich finde es einfach nur sinnlos, wenn schon "frankophil" drüber steht und dann doch wieder ne Ballerbirne in den Thread kacken muß, weil nichts in die Luft fliegt und keiner Fuck sagt. Kann derjenige doch woanders machen. Bis jetzt hat diese Ecke immer jemanden interessiert, so wie mich auch das HK-Allerlei interessiert. Seit wann ist das Schreiben über Filme stumpf? Oder geht das nur okay, wenn da steht FUCK! FUCK! Gute Sprache! FUCK!
Re: Julios frankophile Ecke
Ist ja okay, wenn einen irgendwas konkret nicht interessiert und man das hin und wieder mal in einen albernen Spruch verpackt, aber diese grundsätzliche Verächtlichmachung von Interessen und Themen, wenn sich einer hinsetzt und was schreibt, muss nicht sein, finde ich. Also für mich ist der Unterschied zwischen "Haha, der Film sieht doof aus" und "Haha, was schreibst du wieder über nen Schrott, hat doch keinen Sinn".
Kann natürlich jeder posten was und wie er will, es wird auch niemand gezwungen alles zu beklatschen, aber ich finde schon, dass man sich da ein bisschen Mühe geben könnte, ansonsten wird sich irgendwann der Diskurs von ganz allein so verschieben, dass nur noch die letzten 3 Netflix-Kamellen im Gespräch sind.
Kann natürlich jeder posten was und wie er will, es wird auch niemand gezwungen alles zu beklatschen, aber ich finde schon, dass man sich da ein bisschen Mühe geben könnte, ansonsten wird sich irgendwann der Diskurs von ganz allein so verschieben, dass nur noch die letzten 3 Netflix-Kamellen im Gespräch sind.
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
NACHTBLENDE (1975)
Ein glückloser Fotograf (Fabio Testi) schleicht sich ans Set eines Sexfilms und schockverliebt sich dort in die noch glücklosere Hauptdarstellerin (Romy Schneider). Der generell Skandalen nicht abgeneigte Zulawski geht hier gleich in die Vollen: Die von der Regie drangsalierte Schauspielerin muss ihren filmblutüberströmten Kollegen im Moment des Todes begatten, während Testi ein paar typisch italienische Bunkerschellen verteilt. Das Drehbuch von Christopher Frank steigt tief hinab in die psychischen Abgründe dieser verlorenen Seelen. Da seine Angebetete ihrem manisch depressiven und impotenten Gatten (toll: Musikstar Jacques Dutronc) immer noch ergeben ist, muss Testi zu anderen Mitteln greifen, um seine Liebe zu zeigen. Mit Hilfe zwielichtiger Mafiosi finanziert er eine Neuinszenierung von Richard III. mit der labilen Schauspielerin in der Haupt- und dem exzentrischen Homosexuellen Karl-Heinz Zimmer (Klaus Kinski) in einer Nebenrolle. Er selbst wird gezwungen, mit dem Ablichten räudiger Pornografie seine und die Schulden seines Vaters abzubauen. Das kann alles nicht gut gehen und geht es auch nicht.
Regelmäßige Nervenzusammenbrüche und eine Großmutter mit Strap-On: Ein greller, drastischer, fordernder und oft auch einfach nur anstrengender Film, der seine Darsteller zu Höchstleistungen antreibt. Hat irgendeine Schauspielern mehr unglückliche, neurotische und verlorene Frauenfiguren gespielt als Romy Schneider? Das Unvermögen der labilen Figuren, sich aufeinander oder überhaupt aufs Leben einzulassen, fordert dem Zuschauer viel Geduld ab; vielleicht war es vor allem der Ruch des Skandalfilms, der damals die Kinokassen klingeln ließ. Aber wenn am Ende dann doch der Satz "Je t'aime" fällt, in einer großartigen Klammer zum perversen Anfang, und Georges Delerues herzzerreißende Musik erklingt, hat sich irgendwie alles gelohnt.
Re: Julios frankophile Ecke
Wollte ich immer sehen. Leider nie geschafft
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
DIE AUSSTEIGERIN (1979)
Der Originaltitel, La Dérobade, ließe sich eher mit "Die Vermeidung" übersetzen, und die Hauptfigur vermeidet auch tatsächlich viel zu lange den Ausbruch, die Revolution, den Befreiuungsschlag. Ein 19jähriges Mädchen gerät in die Fänge eines charmanten Lovers und lässt für ihn Job und Familie zurück - nur um sich umgehend als Prostituierte auf dem Weg nach ganz unten wiederzufinden. Duvals Film erzählt diesen Abstieg zur Hölle völlig frei von Sentiment und lässt auch keine Romantisierung dieses Gewerbes zu. Miou-Miou spielt das fantastisch, es ist auf Dauer herzzerreißend, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich immer wieder in die Opferrolle drängen lässt.
Re: Julios frankophile Ecke
Für Käsekuchen und den Ziegenproll Verunglimpfung eines normalen Berufes
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
Musste ich natürlich auch dran denken
Re: Julios frankophile Ecke
Denn der Ohnmachtsgalant kannte schon französische Prostituierte, die an des Kaisers Hofe freiwillig diesen Beruf ausübten. Sie arbeiteten als Korsagenäherinnen und wurden betatscht. Und so dachten sie "Warum nicht Dublonen dafür nehmen!"
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
DIE SEKTE (1979)
Ein junges Ding (die bildhübsche Carole Chauvet) lässt für ihren neuen Freund alles liegen und schließt sich einer Sekte an. Die unterbindet sofort jeglichen Kontakt mit ihrem Lover und bereitet sie auf ein freudloses Dasein als Lockvogel vor, bei dem sie ihren Körper als Köder anzubieten hat. Einer der Schweinepriester reitet sie höchstpersönlich ein. Zwei asoziale Bullen, einer davon dauergeil und dementsprechend von Manne Lehmann synchronisiert, machen sich mit wenig Elan auf die Suche nach dem verschwundenen Mädchen.
Ein wenig aufregender Schmierfilm mit ein wenig Gefummel hier und da, bei dem einen eigentlich nur Chauvets Schönheit am Ball hält (dies sollte, man kann es ihr nicht verübeln, ihr letzter Film werden). Die Sause ist allen Ernstes der zweite Teil einer Trilogie um die Asi-Cops von der Brigade Mondaine! Disco-Heini Cerrone bespielt das mit seinen Beats und zwar ganz schön am Film vorbei.
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
MORD IN BARCELONA (1978)
Lino Ventura kriegt im Hotel eins auf die Omme und wacht erst zwei Tage später in einem dubiosen Sanatorium wieder auf. Hat er das mit der Leiche im Nebenzimmer nur geträumt oder ist er Opfer einer internationalen Spionageverschwörung? Jacques Deray geht es in seinem Film weniger um die spannende Auflösung eines Kriminalfalls, sondern eher um die Macht- und Ahnungslosigkeit des Einzelnen im Ränkespiel der Macht. Venturas Figur verhält sich allerdings trotz nachvollziehbarer Verwirrung ziemlich merkwürdig und so richtig packt einen der Film nicht. Wenn Lino dann am Ende die Straßen Barcelonas hinabläuft, ahnt man schon, was passiert - und das passiert auch.
Der Originaltitel heisst "Ein Schmetterling auf der Schulter", was ich absolut nicht kapiere, vielleicht hab ich auch mal eins auf die Omme gekriegt.
- Julio Sacchi
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Re: Julios frankophile Ecke
DIE ENTFESSELTEN (1975)
Jean-Louis Trintignant ist mit Frau und Kind im Auto unterwegs und wird plötzlich von drei Motorradfahren belästigt und dann von der Straße abgedrängt. Der folgende Faustkampf geht zu seinen Ungunsten aus und als er aus der Bewußtlosigkeit erwacht, liegen die Leichen seiner geschändeten Familie im Gras. Gemeinsam mit seiner Schwägerin (Catherine Deneuve) macht er sich auf die Suche nach den Tätern.
Ein hochkarätig besetzter Film (Claude Brasseur mischt auch mit) vom Regisseur der späteren Blockbuster-Actionkomödie TAXI. In L'AGRESSION gibt es allerdings nichts zu lachen, es geht tatsächlich um Aggressionen jeder Art, der deutsche Titel ergibt wieder mal überhaupt keinen Sinn. Das ist ein überaus unangenehmer Film mit durchweg unangenehmen Figuren. Trintignant will Deneuve quasi vom Fleck weg vergewaltigen und irgendwie gefällt ihr das schlußendlich auch noch. Polizei und Richterin sind unempathisch und kalt, die Jugend verlottert und die bürgerliche Gesellschaft durch die Bank pervers. Ein schmerzhaftes Sozialdrama mit vielen starken Szenen und so manchen tollen Stunts aus dem Hause Rémy Julienne.