Schmutz und Schmier mit Julio
- Julio Sacchi
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Schmutz und Schmier mit Julio
KREUZFAHRT DES GRAUENS (1971)
Eine merkwürdige Gesellschaft aus Geschäftsleuten und anderen Honoratioren geht auf Segeltörn, wobei das Bordentertainment allerdings nicht geschäftlicher Natur ist, sondern fast ausschließlich aus unansehnlichem Gefummel besteht. Der Senator trägt gern Frauenkleider und der dicke Rainer Basedow lässt sich von seiner Sekretärin beglücken ("Nun geh doch mal richtig ran, Mädchen!"). Da taucht plötzlich eine Kiste aus den Fluten auf und stört das bunte Treiben mit kuriosen Klopfzeichen. Aus der schwimmenden Box springen Herbert Fux und seine Spießgesellen, vermeintliche Schiffbrüchige, aber in Wirklichkeit entflohene Gewalttäter mit sehr lockeren Schrauben! Fortan wird die feine Gesellschaft drangsaliert und begattet, bis der Kahn den Hafen erreicht.
Italienischer Schmuddelstinker von Guido Leoni, der danach nie wieder einen Film inszeniert hat. Es passiert herzlich wenig und das Auge wird ganz blaß bei diesem unschönen Schmierlappenfestival. Mit dabei ist auch Karin Schubert, deren Karriere einst von Blaubart und Das Attentat über Black Emanuelle bis, im recht stolzen Alter von 40 Jahren, zum Pornofilm führte.
Re: Schmutz und Schmier mit Julio
Schön, den Thread auch hier zu sehen, nur irgendwie ist das Offtopic-Forum auch nicht ideal dafür. Ein Allgemein-Forum lohnt aber auch nicht.
Ich denk mal drüber nach.

- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
Jaaaa wusste sonst nicht wohin damit...
- Sylvio Constabel
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
Ick finde auch, das Offtopic müßte noch mal irgendwie aufgeteilt werden.
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
SLAVERS - DIE SKLAVENJÄGER (1976)
Jürgen Goslars dritter und letzter Ausflug nach Afrika und auch seine letzte Reise ins Land von Schmutz und Schmier. Leider nicht so crazy wie der Vorgänger DER FLÜSTERNDE TOD mit Horst Frank als schwarzem Albino, eher eine Art Sittenbild ohne nennenswerten Plot. Die prominente Besetzung irritiert angesichts der ausgestellten Grausamkeiten, andererseits waren die Herren Ray Milland, Trevor Howard und Cameron Mitchell Mitte der 70er längst zu jeder Schandtat bereit. In der wohl extremsten Sequenz organisiert Milland als Sklaventreiber Hassan (!) für die feine Gesellschaft ein fröhliches Schießen auf in einer Grube eingekerkerte Afrikaner.
Die kaum vorhandene Handlung befasst sich mit den Besitzkämpfen portugiesischer und arabischer Sklavenhändler und mit dem Besitzkampf aller anwesenden Herren um Britt Ekland. Der Ton ist bis zur Unerträglichkeit rauh, ständig ist von "Kaffern" und "schwarzen Schweinen" die Rede, und Frauen sind auch nichts wert: Der alte Howard beweist seine angebliche Zuneigung zu Ekland mit permanenten Schändungsversuchen und nennt sie ausschließlich "schwedische Hure".
Schwer erträgliche Exploitation, die sich unter dem Deckmantel der Empörung im eigenen Zynismus suhlt. Am Ende steht nur noch der Böse. Und dank zweijähriger Verzögerung landete das Werk erst 1978 in drei einsamen bayerischen Kinos.
Last edited by Julio Sacchi on Fri Feb 24, 2023 8:11 am, edited 1 time in total.
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
DUELL DER BESTEN (1983)
Eine unmögliche Liebe gegen die Vorhersagen der Weisen und jede Menge Kloppe auf die Omme. Giacomo Battiato hat sich bei Motiven des "Rasenden Roland" bedient, ging dabei aber eher vor wie seine Kreuzritter auf ihren Raubzügen. Immerhin konnte er Dante Spinotti als Kameramann gewinnen, der muß allerdings vornehmlich die überaus präsentablen Vorzüge der bildhübschen Hauptdarstellerinnen Barbara De Rossi und Tanya Roberts ablichten. Dabei geht der Film immer kräftig in Richtung Sleaze, ständig werden die Damen von miesen Typen bedrängt, nackte Schenkel auf wilden Pferden werden geifernd präsentiert. Frau Roberts muß sich sogar drei verschiedenen Möchtegern-Schändern erwehren, sogar ein unsichtbarer Mönch hat es auf sie abgesehen! Immer mal wieder taucht ein alter Zausel auf, der Catweazle oder John Carpenter sein könnte. Drei Fantasy-Böswatze holen sich die Skalps ihrer Opfer und überhaupt kreist gelegentlich eine recht herzhafte Blutwurst. Trotzdem: Ein unterbudgetiertes und spannungsarmes Unterfangen.
Re: Schmutz und Schmier mit Julio
Klingt wie das saarländische Biertreffen
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
FAIR GAME (1968)
Handelsüblicher Rape-and-Revenge-Sleaze aus Down Under, der aber dank ansprechender Gestaltung und der herausragenden Leistung seiner furchtlosen Hauptdarstellerin hier und da die Konkurrenz in ihre Schranken weist: Cassandra Delaneys Jessica wacht nicht erst nach der Gewaltzufügung durch ihre Widersacher auf, sondern stellt von Anfang an klar, dass sie sich niemals freiwillig in eine Opferrolle drängen lassen wird. Aus ihrem außergewöhnlichen Martyrium - sie wird nackt auf die Motorhaube eines Autos gefesselt - hat Meisterdieb Tarantino dann auch einen kompletten Film gemacht.
Leider sind die Böswatze wahnsinnig nervige Vollidioten und der räudige Synthie-Score zieht einem die Klöten auf links.
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
ANGEL OF DESTRUCTION (1994)
Der Film aus der Roger-Corman-Schmiede ist allen Ernstes ein Remake des zwei Jahre zuvor erschienenen BLACKBELT mit Don The Dragon Wilson - derselbe Regisseur, dieselben Autoren. Keine der im Internet oder auf DVD-VÖs ausgeschriebenen Inhaltsangaben gibt den Plot wahrheitsgemäß wieder, was vielleicht auch unmöglich ist. Corman-Sexpot Maria Ford will ihre Schwester rächen und verpflichtet sich gleichzeitig als Schutzengel eines Rockstars, die wiederum eigentlich nur auf räudigen Bühnen strippt. Ein augenrollender Psycho meuchelt ehemalige Kriegskameraden und unschuldige Girls und will dem Stripstar an die Wäsche. Übers Telefon zwingt er irgendwann Frau Ford zur Strip-Performance auf der Bühne, was komplett irre ist, auch, weil er von der Performance gar nichts mitkriegt. Es gibt viele falsche Hupen zu sehen und die echten von Frau Ford, die ich allerdings nicht so gerne sehen, weil die Brustwarzen größer sind als die Hupen. Ansonsten sieht sie in ihren engen Buxen sehr sexy aus und kann super kicken und okay acten. Der Rest des Films grenzt an komplette Inkompetenz, sowas wie Continutity kann man gleich ganz vergessen, dafür gibt es viele Kicks und Shootouts und Blutrunst. Einige der hier auftretenden "Schauspieler" haben danach und davor nie wieder einen Film gemacht. Das ist gut so. Die deutsche Fassung ist übrigens geschnitten wie Sau und SÄMTLICHE Schlag- und Trittgeräusche wurden eliminiert!
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
KARRIERE DURCH ALLE BETTEN



Ja, das ist der Film, in dem die bedauernswerte Pia Zadora mit einem Gartenschlauch geschändet wird - aber was ich total vergessen hatte: Der Schänder ist Ray Liotta!
Diese Hollywood-Kolportage galt vom Fleck weg als eine der schlimmsten Gurken der Welt und tatsächlich ist das alles andere als ein guter Film. James Fargo war schlau genug, rechtzeitig abzuspringen, und so geriet die Regie in die Hände von Peter Sasdy. Und Sasdy fällt zu dieser Story nichts ein, die Schauspieler agieren ungeführt und der Film sieht aus wie ein Movie of the Week, in das sich jede Menge nackte Hupen und eine Gartenschlauchschändung verirrt haben.
Die vielgescholtene Zadora steht auf verlorenem Posten, es wird sich alle Mühe gegeben, sie zunächst als Doofi vom Dienst dastehen zu lassen. Aber ich finde, dass sie ihre Wandlung und ihre zunehmende Verbitterung eigentlich recht gut spielt. Und dazu kommt etwas ganz Entscheidendes: Der Film ist in seiner Darstellung der Rolle junger Frauen in der Filmfabrik absolut konsequent und gnadenlos. Bis auf ihren homosexuellen Freund ist absolut jeder Mann schlecht zu der hoffnungsvollen Autorin, im Bett sind die Typen entweder gewalttätig oder unfähig und es wird immer und überall Sex von ihr erwartet. Ihre Mutter ist ein Monster und ihr Umfeld ein Tigerkäfig. Dass sie am Ende aufgrund ihrer mangelnden Verweigerung eine Mitschuld einräumt, ist keine Rechtfertigung der Zustände, sondern nur die ultimative bittere Pille. Insofern kein ganz so hart zu verteufelndes Dramolett.
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
DIE STUTE


Der Bravo-Teenieschwarm Oliver Tobias ist der titelgebende Deckhengst, aber alles dreht sich natürlich um die ultimative Diva Joan Collins. Die hat die Filmrechte an der Romanvorlage per Handschlag ihrer Schwester, der Bestseller-Autorin Jackie, abgetrotzt und bewirbt sich hier mit vollem Körpereinsatz um ihre spätere Paraderolle als Alexis Carrington. Als manipulative und extrem unsympathische Ehefrau des nichtsahnenden Walter "Gogol" Gotell bumst sie sich durchs Weltgeschehen und setzt dem Gatten vor allem mit Toy Boy Tobias Hörner auf. Der hat da schon lange keinen Bock mehr drauf und verliebt sich in die blutjunge Stieftochter seiner Mäzenin. Aber die ist auch nicht aus Dummsdorf...
Der Film wurde allen Ernstes als britische Antwort auf "Saturday Night Fever" gepitcht, hat aber bis auf sehr ausgewalzte Tanzszenen und einen erlesenen Disco-Soundtrack keine Parallelen aufzuweisen. Es geht um Sex und Macht und alles ist ein bißchen kinky, bei einer psychedelischen Poolorgie kriegt Tobias schließlich von einem Mann einen geblasen!
Vergnügliche Kolportage, die einen für anderthalb Stunden in eine andere Zeit entführt und darum Freude macht.
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
LADY DIAMOND



Sehr schwaches Sequel zum britischen Blockbuster THE STUD, ebenfalls mit Joan Collins als mittlerweile alleinstehende Superdiva Fontaine und ebenfalls aus der Feder ihrer Schwester Jackie. Der Film hat nichts zu erzählen und dreht sich um eine läppische Kriminalhandlung herum im Kreis. Fontaine lässt sich von einem Gentleman-Gauner anschmieren und jeder fummelt mit jedem. Da Joan Collins meiner Meinung nach in jeder Lebensphase aussieht wie 65, knistert es nicht allzu laut. Der Disco-Soundtrack kann sich wiederum hören lassen. Aber das reicht nun wirklich nicht für ein abendfüllendes Vergnügen.
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
TEUFELSTANZ DER LUST (1992)
Hauptperson ist ein Auftragskiller, der "Derrick" heißt und von einem Darsteller gespielt wird, der "Bond" heißt! Da platzt die Hosennaht. Hauptdarsteller Steve Bond heißt natürlich eigentlich weder Bond noch Derrick, sondern Shlomo Goldberg, was wohl der jüdischste Name aller Zeiten sein muss. Der ehemalige Chippendales-Stripper macht hier vor allem stahlblaue Augen und lässt beim Bumsen immer die Hose an. In Buenos Aires verguckt sich der gedungene Mörder in seine dauergeile Nachbarin und verfällt ihr zusehends.
Was auch verständlich ist! Ich schrub eingangs absichtlich "Hauptperson" und nicht "Hauptfigur", denn mehr Figur als Deborah Caprioglio geht nicht. Ständig darf der beneidenswerte Shlomo ihre traumschönen Hupen kneten und zieht trotzdem nie die Bux aus. Deborah muss hingegen mehrfach blank ziehen - aber wer zwei Jahre mit Klaus Kinski das Bett teilte, lässt sich durch nichts mehr aus der Fassung bringen!
Die schöne Nachbarin entpuppt sich als klassische Femme Fatale, was diesen sehr ansehnlichen und herrlich doofen Film zu einer Art Neo-Noir macht. Regisseur dieser halbsteifen Gurke soll ein gewisser "George Raminto" sein, das ist aber kein geringerer als Sergio Martino! Mazel Tov!
- Julio Sacchi
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Re: Schmutz und Schmier mit Julio
CALIGULA (1979)
Ein Wiedersehen nach fast dreißig Jahren; damals mit großen Augen erstmals gesehen als - immerhin komplett ungekürzte - dänische VHS-Veröffentlichung und tatsächlich vergessen, WIE pornografisch der ist.
Ein sagenhaftes Unterfangen des Penthouse-Gründers Bob Guiccone, der nach Beteiligungen an Filmen wie CHINATOWN oder THE LONGEST YARD endlich mal ein eigenes Kino-Event auf die Beine stellen wollte - und mit einem für damalige Verhältnisse ausladenden Budget von 17,5 Mio. Dollar ein Werk schuf, das niemals die Chance auf eine Jugendfreigabe haben sollte.
Gestandenen bis gefeierten Schauspielern wie Malcolm McDowell, John Gielgud, der jungen Helen Mirren und einem offenbar komplett weggetretenen Peter O'Toole zwischen steifen Schwänzen und geleckten Muschis zuzuschauen, macht einen als Zuschauer heute noch mehr als damals sprachlos; der Verstand kann nicht glauben, was die Augen sehen. Aber auch wenn sämtliche Hardcore-Szenen von Guiccone nachträglich gedreht und eingefügt wurden - und das recht deutlich erkennbar - kann mir keiner erzählen, dass die Beteiligten nicht wussten, auf was sie sich hier einließen. Die Brutalitäten sind viehisch und reichen von zahllosen Enthauptungen bis zu zwei Kastrationen in Großaufnahme; in der vielleicht krassesten Szene des Films vergewaltigt Caligula eine jungfräuliche Frischvermählte und fistet danach den Bräutigam.
Das ist eine sehr episodenhafte Erzählung, man schreitet mutig durch Grausamkeiten und Perversionen, getragen von McDowells entgrenztem Spiel und der schönen Musik von Bruno Nicolai (unter Pseudonym) und Prokofiev. Gore Vidals ursprüngliches Skript sollte am Beispiel des "kleinen Stiefels" zeigen, dass absolute Macht absolut korrumpiert, aber der in der Postproduktion geschaßte Regisseur Tinto Brass, Experte für kunstvolles erotisches Kino, sah Caligula als Monster von Geburt an. Deshalb finde ich diese komplett surreale, theaterhafte und knallbunte Vision der Antike als dauergeilen Sündenpfuhl auch so konsequent: Das ist das alte Rom, gesehen mit den Augen eines Wahnsinnigen. Und das finde ich nach wie vor auf eine zutiefst verstörende Weise sehenswert.