Rudolf Thome Werkstattschau. Mit Gastdozenten.

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Teufelswürstchen
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System ohne Schatten - Closed Circuit (1983)
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Loner Victor Faber is a computer expert and develops software and systems for corporations. He meets Juliet and Melo. The latter has a great interest in Victor's knowledge and suggests a bank robbery via computer.
Berlin wird hier 'Bärlin' von einer Französin Juliet ausgesprochen, sie fühlt sich fremd vor Ort, sie gibt einige Kommentare zur Hauptstadt, eine seltsame schwere Stadt, der Mann ist älter als die Frau, das fällt einem erst später auf, ein deutlicher Unterschied der Generationen, sie kann sich aber öffnen, die halbe Miete schon. Zwischendurch drängt sich mal eine weitere Person in die Geschichte, mit klaren Worten und Ansagen, die Beziehungen zueinander bieten aber Fragezeichen, es könnten Vater und Sohn oder Mentor und Protegé, Lehrer und Schüler, Auftraggeber und Arbeitnehmer sein.

Ein Wochenende in Zürich hat man verbracht, "Bist du nervös?" - "Wie viel wissen denn die Beiden?", Angst wird hier mit Vorsicht verwechselt und gleichgesetzt, sehr viele Unbekannte in dem Programm, "Du sollst nicht Zuviel rechnen", leichter gesagt als getan, in dieser elektrischen, elektrifizierenden, teutonischen Inszenierung, oft in Innenräumen, selten im öffentlichen Geschehen, keine Wahrzeichen in Augenschein genommen, nur die Personen und ihr Tun, das Verbrecherische in der zweiten Hälfte, ein An- und Einschleichen, ein Crime am Gedeihen, im Dunkeln und im Licht der Taschenlampe, Krach bei dem ersten Schloss schon, mit Gewalt agiert, nicht mit Finesse, aufgebrochen das Schloss mit einer Zange, in alle Einzelteile zerrupft; das war noch bevor der Wachmann kommt, es fällt ein Schuss.

Eine bürokratische Kühle umgibt den Film, eine innere Angespanntheit, die nach einer kurzen, aber rasanten Autoverfolgung durch die Straßen sicher nicht weggeht, sondern sich noch steigert, man wird gesucht, das Trio entfernt sich, es wird Winter, es wird eisig. Weihnachten rückt näher, davon merkt man hier noch nichts, eine Seelenruhe umgibt die Inszenierung, teilweise steht man einfach nur herum oder bedient sich musikalisch, vor allem letzteres fällt immer wieder auf, eine Faszination nicht nur visuell, sondern gerade akustisch. In tiefsten Schnee und abgelegen landet man, in einem weißen isolierten Schneekleid, per Auto gar nicht zu erreichen, vom großen Anonymen in das Kleine, Unberührte und Intime. "Du wirst sentimental, Faber." - "Ist das schlimm?" - "Je nachdem. Es trübt die Wahrnehmung."
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Pink (2009)
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Does love kill? Is it possible to find true love in a world of betrayals? Can a poet who describes love with a matchless vibrant passion find Mr. Right? Pink is a punkpoet. She's young, beautiful, and successful- but whichof her adorers should she marry? She makes a decision with the help of a calculator. Unfortunately, her first husband is a flop - so there are still two other possibilities.
Eine Entscheidung wurde getroffen, ein Mann ist glücklich, ist der Gewinner, zwei Männer sind die Verlierer, sie müssen sich mit etwas anderem beschäftigen, mit einer Psychiaterin zum Beispiel oder einem Kummerkastenonkel, menschlich nah und kühl und trotzdem an den Figuren dran, sie anhörend und zuhörend, und reden lassend, sie nicht weiter störend. Eine Heirat findet hier statt, kirchlich, wieder Just Married, die Trauringe ausgetauscht, vieles im Film ausgelassen, wie haben es die beiden anderen Männer aufgenommen, hatten sie Kontakt zwischendurch zueinander, wie hat es vorher funktioniert, wie hat man sich kennengelernt und ist das Bündnis eingegangen, "Ab jetzt will ich nur noch glücklich sein.", man wird über die Schwelle und ins Bett getragen, "Endlich", das beste Bett der Welt gekauft, das Paar passt gar nicht zueinander, trotz aller Liebe der Welt, das ahnt der Zuschauer schon, bevor es in einen dreimonatigen Zeitsprung und einem dicken pinken Tschau! an der Wand geht. Die falsche Wahl getroffen, ein Mensch, der viel aus Reisen muss, eine Krise im ersten Jahr schon, eine Trennung nach 90 Tagen, ein Impulsivhandlung, ein störrisches Kind im Verhalten, kein Glücklichsein, vor allem nicht für die Ewigkeit.

Auch hier würde man gerne mehr erfahren, weiß man nicht , was zwischendurch passiert ist, arbeitet der Film mit Lücken, die man sich selber ausmalen kann, es fehlen Gespräche, dafür werden Emotionen gezeigt, Liebeskummer und Burnout, plötzliche Familiengeschichten, um die es sich vorher nicht drehte, die nie zur Sprache kamen, eine fremde Persönlichkeit in der Haupt- und Titelrolle, lange musikalische Weisen, Thome berühmt und berüchtigt dafür, der akustische Geschmack offen, abrupte Wendungen in den Beziehungen, viel nachts im Dunkeln der Scheinwerferlampe allein in der Großstadt, draußen das Leben, in einem der Tod, die Seele zerfressen zu einem großen Loch; bis hin zum Selbsttod, zum 'Frei'tod, mit der Impulsivität einem buchstäblich das Genick gebrochen; statt der Heiratsurkunde die Sterbeurkunde, "ein wunderbarer Kreislauf" heißt es hier, da kann man streiten drüber.

Alleinsein kann die Frau nicht, kurz nach der Beerdigung will sie wieder heiraten, den zweiten Mann auf der Liste, auch da kann man drüber streiten, auf den Punkten "Körperhaltung" und "Muskelkraft" hat er zumindest mehr Punkte gehabt, die zweite Trauungsfeier wirkt eher wie eine Beerdigung, es wird trotzdem geklatscht, "Leichen pflastern ihren Weg", sie kennt die eigenen Schlagzeilen, eine Liebesgeschichte, eine Tragödie, ein Drama, keine Dramödie, ein Porträtfilm, ein sich hineinversetzen in eine abstrakte Person, die die Ringe am Finger wechselt, dann auch die Standorte, raus aus Deutschland dahin wo es warm ist, zu einer Freundin, die nicht 'bloß' Gedichtbände, sondern Romane gar schreibt. Eine Art Flitterwochen, eine Art Urlaub, eine Auszeit, die auch der Zuschauer braucht aus der Trauer und dem Kummer, aus der Sehnsucht und vor dem Aufwachen aus den Träumen heraus.
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Der Philosoph - The Philosopher (1989)
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The obscure philosopher Georg almost withdrew from the world to concentrate on his studies, especially Heraclitus, having no relationship since his mother's death. When he wants a new suit for a lecture (actually very minor) about his new book, he meets the sisters Franziska, Breate and Marthe, who run a boutique, share a house and have a lover each. They invite him to dinner, Franziska even on dates. Falling off a boat he gets naked with her, and they become lovers. The girls all take to him and get him to move in, spoiled by all and offered polygamy.
Der Mann hat immer den einen gleichen Anzug an, ein Knopf ist offen, das Hemd ist anders, er wird überfallen von soviel Aufmerksamkeit, zwei Frauen haben eine Wohngemeinschaft, die Wohnung entsprechend platzsparend, die Wohnung entsprechend schön. Er wird bedient und umflort, mit dem Essen, der Zuneigung, dem Wein, dem Kümmerern, er ist fasziniert von Askese, er hat nun etwas gänzlich anderes hier, drei aufmerksame Frauen, als Eremit mal gelebt, mit den überlieferten Worten Heraklits. Komische Schreibroutinen hat er, nicht etwas in seiner Stube, sondern mit der Schreibmaschine auf einem Steg am See, hinten plätschert das Wasser, die Sonne scheint, man ist zumindest ungestört hier, und mittlerweile werden auch die Briefkästen gefüllt, mal mit getippten Liebesbriefen, die Antworten handschriftlich. Eine Bootsfahrt auf einem See wird arrangiert, keine schlechte Idee, nur: Der Mann kann nicht Autofahren, er kann nicht schwimmen, er kann nur hochgestochen reden, er ist in manchen Dingen ein Genie, in manchen Dingen wie ein kleines Kind, bald spielt man Adam und Eva am Ufergrund, er hat auch noch nie mit einer Frau geschlafen, auch das wird ihm beigebracht, im Kühlen, im Nassen, keine Sonne am Horizont, eher frisches Wetter, alles ungewohnt, alle neue Abenteuer.

Thome hätte sich gut auch auf die anderen beiden Männer besinnen können, sie sind außen vor, in Pink kommen alle drei nacheinander in das Blickfeld, hier bleibt die Kamera auf den Philosophen mit seinen schönen Worten und dem offenen Herzen und dem Geständnis, seit acht Jahren nicht geliebt, seit dem Mutter seiner Mutter, verloren in der Welt, aufgefangen durch Seelengenossen und Frauenhände. Manches geht ihm zu schnell, er soll gleich mit in die WG, "das kann ich nicht annehmen", "nein?", natürlich wird das Angebot angekommen, der Anfang vom Ende wahrscheinlich, alles organisiert, alles in Tüten und Federn, er sagt, er wäre sehr glücklich, er wird überhäuft mit Geschenken, einem Computer statt der Schreibmaschine zum Beispiel, mal wird wieder geduzt, dann gesiezt, der lange Schlaks herumgeführt, sehr unselbständig gehalten, ein vertrauter Umgang der Frauen mit der Situation hier, keine Eifersüchtelei, noch nicht, eher eine Art Privathotel, ein Besucher aufgenommen, ein ungezwungener Umgang, es wird als zeitgenössisch interessantes etwas aus der Zeitung vorgelesen, der Rest sind Langsamkeit und Übersicht, Vielfältigkeit und Offenes, es wird ein Schreibbüro eröffnet für den jungen Mann, alles hergerichtet, alles drum und dran, Überforderung ergibt sich, alle weiblichen Figuren, die "Zeitagenten" erfahrener im Lieben, bei ihm "Die Liebe zur Weisheit" nur im Theoretischen.

Hinausgeschlichen wird sich später einmal aus dem Arrangement, dem Etablissement, dem Establishment, mit einer handschritfltichen Notiz, nun doch in Schnörkelschrift, nun doch nicht mit der Maschine oder gar dem neune PC-Konstrukt, die gute alte Schreibweise hier. "Du musst sagen, wenn du etwas vorhast." – "Keine Sorge" – "Das Leben gibt den Frauen Recht. Der Tod den Männern.", Geld wird sich geliehen, es wird sich Geld geliehen, ein Hotel genommen, geflüchtet und weggeflogen; Thome bekommt oft keine Förderung, man kenn es den Stiftungen nicht verdenken, die Filme meist unfilmisch, wie eine Lesung, wie ein trockenes Theaterstück, eine brotlose Kunst, ein Husarenritt, durch den Park und Biergarten wird scharwenzelt, ein ausdrucksloser Blick, einem anderen Künstler bei seiner brotlosen Kunst zugehört. Geschaut wird viel und oft, ohne Ausdruck, manchmal auch ohne Sinn, es wird über Ebbe und Flut geredet, eine Störung im Ablauf, es wird sich weiter ziellos, bis in die Dunkelheit hinein herumgetrieben, bis zum Kranksein geflohen, dann ergreift man die Initiative.
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Berlin Chamissoplatz (1980)
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Architect Martin is working on a renovation concept for the dilapidated housing district at Berlin's Chamissoplatz. When he falls in love with student Anna, who is involved in a citizens' initiative to preserve this housing, he finds himself in a conflict of conscience.
Um Willen und Wollen geht es hier, um eine Instandsetzung, es geht um Informationen, man braucht die Hilfe von Architekten, es sind auch Geheimhaltungen gesetzt, die Öffentlichkeit nicht über alles informiert, die Arme wieder verschränkt, auf Taktik gegangen, die Untersuchungsergebnisse vorgehalten, vier Kategorien, es wird weggeblendet. Darstellerisch muss man sich nichts vorwerfen lassen, Zischler ist Profi, die jungen Leute machen das gut, Thome formuliert es zumeist unpersönlich und persönlich zugleich, eine seltene Kunst, ein Abstoßen und Wegstoßen und ein Anziehen und Heranziehen, eine merkwürdige Kombination, mal ist die Ehefrau im Bilde, ein merkwürdiger Umgang auch, mehr geschäftlich als eng verbunden, ein Auseinanderleben, ein Miteinanderleben, woanders wird gestritten, einer hat das Gespräch heimlich mitgeschnitten, "damit schadest du uns allen", ein Spiel mit mehreren Parteien, mit diversen Konflikten, Warten auf Godot, Treffen im Godot, es wird gebechert und getrunken, es wird über Beziehungen geredet, sich geöffnet, die Situationen klargestellt.

Es kommt, wie es kommen muss, Anarchie gegen Bürokratie, ein gemeinsamer Spaziergang, ein Kuss auf die Wange, bisschen Zeit hat man noch, der Film im zweiten Drittel, die Möglichkeiten noch offen, die Träumereien und Schwärmereien, daheim gibt es Streit und Eifersucht und Neid, man fühlt sich hintergangen, macht den großen Zampano, vom Politikfilm zum Liebesfilm, die Posaune trötet, als wäre einer drauf rumgetrampelt, unmelodisch, Jazz im Zwiespalt, zwei Menschen alleine, zwei Menschen bald zusammen, auf Beobachtung und Suchen nach Nähe und Aufmerksamkeit und zufällige, willkürliche, absichtliche Treffen wird gegangen. Der Anzug verknautscht vom nächtlichen Schlafen, eine sanfte Erotik der jungen Frau, Thome offenherzig mit Sexualität oft, gerade in Der Philosoph, aber auch Just Married, hier wird mit Berliner Schrippen angefangen, ein Frühstück begonnen, "Wo frühstückst Du lieber, in der Küche oder im Bett?", die Frau verführerisch, eine natürliche Versuchung, dem Mann nicht zu verdenken, der Blick der Kamera vor dem Akt schweift weg, er bleibt nicht hängen.

An den Strand wird eingegangen, Eintritt bezahlt, das Wetter weiterhin nicht gerade einladend für einen Badeausflug, die Flausen im Kopf, der Himmel (trotz Juni) verhangen, der Wannsee mit Spielzeug und Klettergerüsten ausgestattet, für die guten Schwimmer – er Krauler, sie Brust – , nicht die befangenen. Dann eine Änderung, mit dem Autobus Richtung Osloer Straße wird die Frau Mutter am Airport abgeholt, die junge Dame ursprünglich aus Frankfurt (Main), "Aber jetzt erzähl doch mal was von dir!" -, für zwei Tage zu Besuch, einen Bruder hat sie auch, das wusste man noch nicht, viel wusste man sowieso nicht, eine kurze Stippvisite, ein Fünfminutengespräch, wenn überhaupt, nach dem nicht mehr existenten Freund wird gefragt, wird abgeblockt, wird verneint, es wird auf freie Flächen geblickt, auf Bauland, auf Architektur, auf Grundstück, auf Möglichkeiten und Optionen, es wird Klavier gespielt und gesungen, die Haare mal nicht im Gesicht getragen, sondern zurückgekämmt, die Romanze spürbar, ein Liebesfilm hier, (auch k)ein politischer, dies nur als Rahmen, mehr mit Gefühl als sonst bestückt und ausgedrückt. Die Kamera still, minutenlang oft, Schnitt/Gegenschnitt, oder mal aufgezogen, wenn überhaupt, oft nicht.
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Just Married (1998)
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Friedrich, a successful filmmaker, married Frangipani, the daughter of a Berlin filmmaker, to become the king of the city's cinema. After a year of marriage, the relationship between Frangipani and Friedrich has reached a low point.
Eine Lockerheit, die hier auftaucht und dem Film ganz wohl bekommt, vor allem von ihrer Seite aus, vielleicht auch wegen des Urlaubes, der Hochzeitsreise, den gemeinsamen Freizeitaktivitäten, dem Zusammensein, man macht sich schon Gedanken über den Kindernamen, noch ist man gar nicht schwanger, noch lebt man allein, "Laura" fällt ihm für ein Mädchen, für einen Jungen fällt ihm so recht nichts ein. Kosenamen hat man sich miteinander gegeben, "Bärchen" für sie, bei ihm weiß man auch das nicht; der Urlaub wirkt ziellos, wirkliche Liebe hier aber ver- und miteinander geteilt. Für den Augenblick zumindest, länger weiß man es sowieso nicht. Geschwört wird hier, vor der Abfahrt gibt es noch eine Ansprache vom Herrn Papa, jetzt gibt es nur heimatliche Anrufe und sonst das Paar allein, "Wovon träumst du eigentlich? Außer mehr Macht und mehr Kinos.", jetzt weiß man seinen Spitznamen auch wieder, er ist "Bär", sehr einfallsreich. Die Kamera von Thome rückt den Darsteller oft sehr nah, nur die Gesichter im Kader, dicht nebeneinander, beim nächtlichen Gespräch am Lagerfeuer, teilweise wirkt man wie improvisiert, wie die Kamera laufen gelassen in den Pausen, wie ihnen strikte Anweisungen erkundet und zeichnet, ein Unglück passiert, schon in der zweiten Hälfte, die Liebe ist aus, von jetzt auf gleich, den Schrei doch gehört, es ist einem erstmal einerlei.

Der weitere Weg verläuft anders als geplant, weg ist es mit der Lockerheit, dem Improvisieren, ein Unfall gehabt, "Friede?", die Erwartungen enttäuscht, die junge Liebe noch am Köcheln, Geburtstag hat er auch noch, wirklich kein Grund zum Streiten mehr, das Geschenk lässt zu wünschen über; Ein Jahr später:
Ich hasse Dich steht am Spiegel, das Dich ist unterstrichen, den Mann rührt das nicht, er rasiert sich trotzdem, ein Kind ist auch das, die Familie mit Zuwachs, es gibt handschriftliche Notizen, es ist ein Mädchen geworden, woher der Hass kommt weiß man nicht, der Eklat wieder, ob das Kind gewollt war, ob es Laura heißt, ob man die restlichen vier Wochen mit Gips in Italien war, was der Vater getrieben hat in der Zwischenzeit usw. usf., man weiß nur, ein Bankgeschäft platzt, der "Bär" ist auch nicht der Spitzname, es ist der Familienname, immerhin eine Einsicht weiter. Expandieren möchte man, in ganz Berlin sich ausbreiten, man schaut in die Zukunft, "In zehn Jahren tobt da das Leben.", wirtschaftlich läuft es gut, trotzdem wird erneut über Scheidung gesprochen, ein Paar am Abgrund, jeder mit seinen Überlegungen, hier eher naturalistisch gezeichnet, das war nicht immer so.

Bei der Kindstaufe erfährt man auch, dass der Wunschname so geblieben ist, wieder gibt es einen Zeitsprung, von einem ganzen Jahre, man hat zwei Kinder jetzt, ein Privatdetektiv wird engagiert, viel Geld für einen Traum, man möchte Sicherheit, man möchte Vertrauen, man möchte Gewissheit, man wird erwachsen, das junge Paar ist miteinander uneins, der Detektiv agiert zu Recht, ein Unglück erneut, ein Pech, Amouröses auf Videoband festgehalten, mit eindeutigen Ansagen, die Rolle als Mutter jetzt mehr einnehmend als die als Frau, ein erstes Ende, ein zweites Ende, ein drittes Ende, die Schauspieler hier auch besser als üblich, ein gewinnender Film trotz des Verlaufes, dem Fortgang der Ehe, es geht mit dem Filmgeschäft sogar um das eigene Milieu hier, wieder werden Schwüre hier gemacht, was dabei herauskommt, hat man zu Anfang schon gedacht.
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Tigerstreifenbaby wartet auf Tarzan (1998)
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A young authoress and a housewife fall in love with a handsome time traveler. They try to live together.
Ausgang der Neunziger Jahre, kurz vor dem Millennium, ein weiteres Werk von Thome, trotz ohne oder selten mit Förderung, hier im Elefant, Tiger & Co., im Tigerentenclub. Im Verleih von Promtheus, wie so oft, ein blonder Wanderer entlang der Landstraße, das Haar hell im Scheinwerferlicht entgegenkommender oder von ihm davon fAHRENDER UND IHN PASSIEREDNER aUTOS; DAS hAAR DAS EINZIG HELLE; DER aNZUG DUNKEL; DER rUCKSACK AUCH; DIE mUSIK ETWAS MELODISCHER ALS ÜBLICH UND GEWOHNT; EIN nEKROLOG FAST; EINE wELLNESSOASE; DIE sCHUHE KNIRSCHEND AUF DEM aSPHALT; VON EINEM pÄRCHEN IM aUTO; EINEM FRISCH VERHEIRATETEN EINGEHOLT: eINGEHOLT UND ÜBERHOLT MÖCHTE MAN meinen, die Frau auf dem Beifahrersitz möchte, dass ihr frischgebackener Ehemann trotz seiner Müdigkeit und dem Drang nach der Heimfahrt, dem Drang nach dem Ankommen zuhause anhält, und dies, ob er eher ablehnt, und meinte auch, dass der Spaziergänger ohne 'Haltesignal' weiterläuft und ohne Zeichen und ohne Signal nach Hilfe auch, er gehorcht seiner Frau, mit einem tiefen Stoßseufzer auch; Das Alien auf dem Highway hier, frei nach Pyun.

Ins Grüne will man, schwimmen, mit der neuen Begleitung, "Das ist mein See", der kommt einem bekannt vor, den hat man in Der Philosoph gesehen, gleiche Stelle, gleiche Welle, auch hier nackert ohne zu Zögern, vor fremden Menschen, eine seltsame Form der Liebe, vielleicht ist auch der Waldsee ein Aphrodisiakum, man weiß ja nie. Die Schwäne suchen schon das Weite, sie flüchten, auf der Rückfahrt erfährt man endlich, was der Mann für eine Professur hat, er ist Archäologe, er trägt seinen Goldbarren immer noch mit sich, zum ersten Mal und überhaupt wird die Frau misstrauisch, ein Goldbarren, sie will ihn anfassen, sie will damit Essengehen, sie will ihn einlösen und umtauschen, 100% Gold, 4000 DM als Gegenwert, nur gegen Ausweis, er hat bloß eines Reisepass und ist polizeilich nicht gemeldet, dann gibt's nur 3000 DM dafür, eine seltsame Mache, eine seltsame Methode, ein Goldhändler in Kreuzberg mit den Händen in der Hosentasche, er hat geprüft und kopiert; der Professor spricht ohne Akzent oder Dialekt, er spricht deutsch perfekt, nur mit Aussetzern, eine schlechte Schauspielführung, wie improvisiert, wie untalentiert, wie laienhaft, auch hier wird getanzt, nun mit der nächsten Frau, ein langsamer Rhythmus diesmal, dem Film angemessen, der Sinnlichkeit und der Sprödheit, die er verbreitet, ein fester Blick in die Augen, beim Zuschauer ein Blick auf die Uhr, weiter links hinten tanzt ein Mädchen allein und erotischer, eine Statistin, eine Unbekannte in der Gleichung, man sieht nichts mehr von ihr, man sieht weiter die Autorin und den Professor, diesmal gibt es ein nächtliches Techtelmechtel, eine Art Geschlechtsakt, sie rittlings auf ihm, die Kamera nah und trotzdem entfernt, sie bewegt sich kaum, dennoch höchste Erregung bei ihm.

Tigerstreifenbaby ist die Autorin, Tarzan ist er, "Bist du echt?" wird später gefragt, am nächsten Morgen, das könnte man hier allerlei Figuren fragen, der ersten Frau, der zweiten Frau, den Professor selber, er hat aber schon mit "ja" geantwortet, er hat sich rausgenommen aus der Gleichung, er ist echt, der Rest vielleicht nicht, der Film vielleicht nicht, die Credits nicht, die Stadt nicht, Berlin sowieso ein Trugrausch, nur bestehend aus Baustellen und sonst nicht viel mehr, "Ich glaub's nicht." und "Das ist gegen jede Logik", hier wird wieder neu angefangen, neu aufgebraut, neu aufgebauscht, ein befreiendes Lachen, sie fragt weiter nach den Goldbarren, 99 Stück hat er noch davon, im Hotel zu liegen, in den Schränken versteckt, eine Verfolgung ausgemacht, eine Observation gespürt, rechts rangefahren und angehalten, wie die "Zeit-Agenten" aus Der Philosoph, dort ein Mann gegen und mit drei Frauen, hier ein Mann als Unikat auf der Welt, dann wieder ein polizeiliches Problem, ein Einbruch in die Wohnung, alles durchwühlt, auch die Blumen auf den Boden geschmissen, "Du bringst mich in Schwierigkeiten.", die Frauenwelt des 20. Jahrhunderts wird hier erforscht und ausgekundschaftet, ein bisschen neidisch und misstrauisch ist man auf die anderen, Laura und Luise miteinander bekannt gemacht, es wird sich versteckt, Science fiction und Thriller, auf Spannung gegangen, auf der Hinterbank geknutscht und das Adrenalin in die Blutbahn geschossen, Luise lallt schon wieder, obwohl sie am Steuer auf der Autobahn hockt, sie kann nur lächeln, die Trancer und der Dollman hier; der Ehemann forscht nach, "Scheissdreck."

Am Interessantesten noch die Fahrt in die Berliner Umgebung, die brandenburgische Landschaft, die Vororte, eine Flucht und einen Ausflucht, ein Ausflug in das Provinziale, in die Dörfer, in die Natur mit den Riesen-Bovisten, wieder in das Grüne, in eine abgelegene Örtlichkeit, alle Türen wieder weiß, alle Zimmer wieder karg, kein Mitbringsel, das Bett auf dem Boden, erneut, "Platz genug für Drei" - "Das ist mein Frank." - "Ich weiß.", in unverblümte Nacktheit gewagt, gleich- und mischgeschlechtlich, monogam und bigam in den Akt der Liebe, "Meint ihr nicht, es wird ein bißchen eng?", die erste Frage, wieder wird sich in das 'Tanzen' gewagt. Fast eine Minute lang 'darf' man auch zuschauen, wie eine Schlange eine Maus verspeist :? ; "Ich find' das wirklich grausam." - "Elisabeth nicht."
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Das Mikroskop (1988)
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The relationship between Franz and Maria is in crisis: while she wants to get married and have children, Franz prefers a casual relationship. Desperate, he gets involved in an affair with a casual acquaintance, Tina. Meanwhile, Maria and Tina get along so well that they open a shop together. Maria is determined to show Franz that their relationship is worth fighting for.
Beide Getrennte vertreiben sich ihr Zeit allein, manchmal mit dem gleichen Anderen, dann wieder neuen oder eher alten Bekannten, mit deren Familien, die Freundschaften und Kontakte haben nicht aufgehört, sie sind bloß Getrennte Wege gegangen, er mit seinem neuen Hobby, sie mit ihrem Anhang. Er bekommt sogar Avancen, sollte man nicht denken, er ist bebrillt, die Haare zurückgegangen, leichte Pusteln am Hals vom Rasieren, die Kleidung nicht besonders, die Stirn hoch, die Brille schmutzig, die Konversation einsilbig, trotzdem für die neue Frau verführerisch, sie vor der Zoologie abgeholt, er ist Programmierer, "Wie langweilig", die Frau macht nichts, "Ich spreche unbekannte Männer auf der Straße an,", ein typischer Thome-Dialog, viel Interpretationsraum, es kann sich so oder so entwickeln. Von Liebe ist hier noch nichts zu spüren, dafür wird die Wohnung wieder gezeigt, neben den Pflanzen sonst jetzt noch zusätzlich die Wasserbecken in der Wohnung, immer Gesellschaft, immer Tiere um sich, dazu ein leichtes Plätschern, beruhigend für viele, immer was zu tun, reinigen, säubern, füttern, mit den Fischen reden und sie aushorchen, sie vorzeigen, etwas über die Flora und die Fauna gesprochen, das Wissen geteilt, die Kamera nah, sie verfolgt die Gesichter, ihre Mimik und ihre Gestik, keine Musik, keine Kamerabewegung, kein Schnitt/Schnitt/Schnitt, sondern eine lange Einstellung, es wird drauf geprostet, "Auf die Fische!", ein Kaffee mit Milch getrunken, nach der Straßenbekanntschaft gefragt, die vor dem Aquarium.

Die gemeinsame Freundin hat es nicht einfach, sie sitzt zwischen allen Stühlen, mit beiden Getrennten befreundet, beiden zuhörend, beiden Rat gebend, in und um Charlottenburg herumscharwenzelt; dafür gibt es tatsächlich Fisch beim Date, eine schwierige Prozedur, der Kopf, die Schuppen, die Kiemen, die Gräten, hier wird er bloß gewaschen und komplett eingelegt, nach Kochhandbuch, er muss es ja wissen, die richtige Seite aufgeschlagen, den Tisch mit Liebe gedeckt, keine Sekunde zu früh, die Wohnungstür klingelt. Er hat sich verändert, seine alte Flamme steht vor der Tür, doch zu früh, unpassend auch, die Wohnung hellgrün gestrichen, zu voll mittlerweile auch, die Möbel hässlich, "Tina kommt nicht.", "Wieso denn nicht?", "Und warum bist du dann hier?", berechtigte Fragen vom Herrn der Gesellschaft, er wurde ausgelost wahrscheinlich, so ein ungewöhnlicher Brauch. Die Gräten sind natürlich noch dabei im Fisch, da hilft auch der Schampus und das Prösterchen nicht, "Übrigens, Tina mag überhaupt keinen Fisch.", eine seltsame Situation, eine Improvisation, typisch Thome, was ist mit dem Aladdin und seiner Wunderlampe, wo ist die geblieben im Drehbuch, schon vergessen, "Habt ihr einen Phasenprüfer?", Männer und Frauen passen hier nicht zusammen, ein elektrischer Schlag wird sich geholt, 110 gerufen, schwankend wie ein Seemann auf der Planke zum Auto geloofen.

Kinder möchte die Frau haben, immer noch und abermals und wieder, der Arm eingegipst, der Thorax zur Hälfte, der Mann verlangt Hilfe, er ist jetzt unselbständig, "Scheiß Renovierung", auch mit einer Hand kann man vieles, wenn man sich etwas anstrengt und etwas Mühe gibt und nicht komplett abhängig sein möchte und sich etwas einrichtet, er hat sogar Haushaltshilfen derer zwei, die Verflossene und die Neue, die auch nicht wirklich etwas kann, ein Hemd anziehen zum Beispiel, erst der kaputte, dann der heile Arm, das lernt man früh in der Haushaltshilfenschule, "Ihr passt alle beide gut zu mir.", ein Mann, der sich nicht entscheiden kann und der die Sorglosigkeit genießt, "Mein Gott, stell Dich nicht so an." sagt ein Kollege zu ihm, auch ein Computerfachmann, Klammer, Semikolon, sechs Wochen Krankschreibung = sechs Wochen Urlaub, verwöhnt von zwei weiblichen Wesen und zu Hause die freie Zeit genießen. Wo bei Thome sonst die Frauen eher das starke oder stärkere Geschlecht sind, sind es hier als Dienerinnen oder Helferinnen eher die schwächeren Vertreter im Geschlechterkrieg, sie sind nicht traurig über die Trennung, das zumindest, er aber auch nicht, sie bauen etwas auf, geschäftlich, das macht er in seiner Freizeit, sie stehen mit dem Babywunsch allein und sie teilen sich einen Mann, aber eben nur zum Bedienen von diesem, keine Sexualität hier; das mit dem Mikroskop kommt übrigens erst im letzten Drittel zum Vorschein, das war bei anderen Filmen früher, die Erklärung des Titels, hier in einem Geschäft entdeckt, allerdings ist der ganze Film mikroskopisch, makroskopisch, kaleidoskopisch, ein stolzer Preis wird dafür verlangt, ein gebrauchtes Produkt, eine Grenzüberschreitung, ein Zeigen des Unsichtbaren, die Bausteine des Lebens, ein Widerspruch zu Rudolf Steiner, dafür ein Vergleich mit dem Computerprogrammieren des Hauptdarstellers, das Zeigen und Schaffen von etwas Neuem, ein gedankliches Kreisen auch, vom Drehbuch zum Film, ein zusätzliches Kreieren.
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