Silent Night

[Hexer]

Gestern noch mal in SILENT NIGHT gewesen. Fast noch besser als beim ersten Mal. Optik und Kamerafahrten richtig gut. Score und Soundkulisse ebenso. Kinnaman nimmt man die seelischen und vor allem auch die körperlichen Schmerzen ab. Die Gangsterfressen sind vom Feinsten. Hart genug ist das Ganze auch. So muss das sein.
8,5/10

[Munin]

Gesehen. Das Gimmick funktioniert vielleicht für die ersten 15 Minuten, danach wird's immer bescheuerter. Vor allem, weil es auch nicht konsequent genug ist, denn Schreien, Heulen und Grunzen kann Kinnaman dann nach der Spiegel-Hauch-Szene auf einmal wieder problemlos.

Im gewohnten Trauer-, Trainings- und Aufrüstungssegment lässt Marco Beltrami die Streicher jammern und Kinnaman mit stoischem Hundeblick die Flashbacks passieren. Die strapazieren die Glaubwürdigkeit ganz schön. Da liefern sich Latino-Gangbanger in gartengesäumten Mittelschichtvororten ausgedehnte Schusswechsel auf offener Straße und die Bullen zucken mit den Schultern. Das Training holt sich Kinnaman daraufhin von Youtube. Alles gaga und alles auch egal.

Wenn's dann knallt, dann auch nur stockend, in brachstehenden Ruinen und auf verlassenen Straßen, mit furchtbaren Digital-Squibs der Asylum-Güteklasse und verwackelter Handheld-Kamera, auf dem Niveau eines mittelprächtigen Auftragsregisseurs persönlichkeitslos zusammenmontiert. Kleines Highlight in der Bildereinöde ist die musikfreie Chase-Sequenz, im Haus-Fight am Ende fällt Woo dann aber auch nichts mehr ein als zehn Minuten DREDD auf Wish bestellt. Schade um Kinnaman, der sich einigermaßen ins Zeug legt. Immerhin ist wenigstens der Schluss endlich der hemmungslose Woo-Kitsch, der ein bisschen Farbe in diesen müden Mist bringt.

Sollte es das gewesen sein, dann war es ein ungebührlicher Abschied.

[Dr. Fu Manchu]

Ich fand den gut. Nicht großartig, aber gut. Kritik an Realismus oder Bodenständigkeit finde ich hier mal wieder fernab - der Film wirkt doch wie eine Meta-Reflektion über das Action-Genre und dessen Erzählstrukturen an sich. Das ist zwar nicht perfekt gelungen, aber die Intention ist Woo deutlich nachzuempfinden - die Action ist dementsprechend bisschen abstrakt und der Plot an sich eigentlich gar nicht vorhanden. Das Gimmick funktionierte für mich schon und war auch mehr als das, weil ja wirklich KEINER hier spricht. Also fast nie. Die Figuren sind auch dadurch zwar nur Symbole und keine wirklichen Personen, aber werden trotzdem ziemlich präzise etabliert. Der Film hat keinene Leerlauf praktisch und alles macht Sinn. Die Höhepunkte haben mich visuell und soundtechnisch durchaus in ihren Bann gezogen. Hier und da (das Intro am Anfang, der erste Auto-Crash) fehlte wohl das Budget, was ein wenig schade ist, aber stört da Gesamtbild nur kaum. Für Genre-Fans oder Woo-Fans ist der schon ein kleines Geschenk imo.

[Munin]

Der Film hat keinene Leerlauf praktisch und alles macht Sinn

Absoluter Scheiß war das, der handwerklich selbst von der hinterletzten DTV-Gurke ausgebootet wird. Bei dem finalen Shotgun-Kill etwa wackelt die per Rechner draufgeklatschte Einschusswunde, wenn der Typ auf den Boden fällt. Mit dem Ansatz Meta-Reflektion blabla ist Woo halt auch 10 Jahre zu spät, damit lockt man keinen mehr hinter dem Ofen hervor, und das entschuldigt auch nicht die unglaubliche Schäbigkeit des Gesamtpakets.

[Dr. Fu Manchu]

Ist jetzt aber auch weird auf mein Zitat, dass es keinen Leerlauf gibt, mit handwerklichen Defiziten zu kontern ?

Das die CG-Klatsche manchmal billo ist und das begrenzte Budget rausschimmert, keine Frage. Aber auf den billigen Autocrash folgt später der wirklich gut gemachte Autocrash und handwerklich fand ich den Film insgesamt - für zweite Schublade (und klar, das ist kein 1. Klasse Film) - deutlich über den Durchschnitt. Das wirkt schon mehr nach Können als Nichtkönnen.

Der Meta-Ansatz ist sicherlich nicht neu, aber darum geht es ja auch nicht, sondern eher um die fehlende Bodenständigkeit. Den Anspruch hat der Film ja gar nicht. Ist doch mehr Symbolik alles. Ob man das dann toll findet oder nicht, ist ja egal erst mal.

Woo hat auch schon Schäbigeres gemacht, finde den hier schon eher so Mittelfeld, eben noch gut. Wenn der Digitale Müll wegwäre (finde er nimmt nicht überhand, ist nur szenenweise auffällig), gäbe es eigentlich gar keine nennenswerten Mängel für mich.

[Munin]

Naja, das greift ja alles ineinander. Ein großer Teil der Recovery-Sequenz ist schon ziemlicher Leerlauf. Wenn Kinnaman da eine halbe Stunde Klimmzüge macht, um wieder auf die Beine zu kommen, und dann an dem Typen auf dem Parkplatz scheitert, gibt der Film schon einen gewissen Anspruch auf Bodenständigkeit vor, den er davor und danach nach Belieben verwirft. Und wenn darauf dieses kreuzüble verwackelte und zerschnittene Bruchbuden-Shootout folgt, kann man das nur schwerlich als Höhepunkt werten. Wenn der wenigstens durchgehend so drüber wäre wie in den letzten 5 Minuten, wär er wenigstens ehrenvoll gescheitert. Der Film weiß aber überhaupt nicht, was er eigentlich will, der ist völlig lost und/oder lazy. Im Grunde ist das alles WICK 1 in scheiße.

[Dr. Fu Manchu]

Es geht in die WICK-Richtung, ist aber mehr Minimalismus - also das ausufernde, eher banale Worldbuilding gibt es hier ja nicht. Und auch weniger verlabert xd. Dadurch schon auch sein eigenes Ding.

Finde halt nur, der macht eigtl. kaum Ansprüche auf Bodenständigkeit. Schon die ganzen Locations sehen aus wie Albtraum-City, fühlte sich für mich eher wie Fantasie und Fiebertraum an. Also wie bei WICK, ist das glaube ich nix mit Realität. Der große Wurf war es jetzt leider nicht, aber ich fand den gut genug so.

[Munin]

Das Worldbuilding war im ersten Film ja noch eher zwischen den Zeilen vorzufinden. Insofern passt für mich der Vergleich. Aber hier sind wirklich sehr viele Revenge-Actioner überlegen. Da müsste man auf Megaton-Niveau, damit der hier die bessere Figur macht. Und dann auch nur knapp.

[JimmyPage]

Gesehen.

Kinnaman verliert seinen Sohn, die Stimme und den Verstand. Ab jetzt heißt es Rache.....

Ich fand den leider geil. Hier wird alles weggeholzt was nicht bei drei auf den Bäumen ist.

Kinnaman passt in die Rolle wie er zu seinen fettigen Haaren.

Abzüge gibt's für das merkwürdige Konzept das anfangs keiner was redet, das war ziemlich eigenartig und der Vogel, der aussah wie aus einer tschechischen Knetmassenserie der 80er.

8/10 Patronenhülsen

[Hexer]

Jawoll ja!

[Sylvio Constabel]

Wongs Blu-ray ist schon fast auf dem Weg.

[Munin]

Der ist nichtmal die wert.

[JimmyPage]

#onionzweipunktnull

[Munin]

Naja, es hat schon seinen Grund, dass schon ca. 2 Wochen nach Release absolut niemand mehr über den gesprochen hat. Über den ersten US-Film von Woo in 20 Jahren (!). "Das große Action-Comeback" und so.

Klar, im Vergleich zu irgendwelchen DTV-Gurken geht der natürlich in Ordnung.

[JimmyPage]

Hexer und meinereiner sprechen wahre Worte.

Aber was soll das jetzt über die Qualität aussagen? Schau dir Beekeeper an: Müll aber erfolgreich