Anatomie eines Falls
- Julio Sacchi
- Posts: 3097
- Joined: Thu Nov 03, 2022 8:37 am
Anatomie eines Falls
Zunächst einmal: Ich merke immer häufiger, wie gut es mir gefällt, wenn ein Film keine Filmmusik hat. Wenn mir keine Klaviatur des Schreckens und kein Tschingderassatröt vorschreibt, was ich zu empfinden habe.
Auf Justine Triets Goldene-Palme-Gewinnerfilm habe ich mich sehr gefreut, weil ich das gegenwärtige Rummelplatzkino so langsam satt habe. Ich muss aber sagen, dass er mich ein bißchen unterwältigt hat. Ja, das ist eine verblüffend präzise Darstellung einer zwischenmenschlichen Beziehung im 21. Jahrhundert, also viel mehr als "nur" ein Gerichtsfilm, und ja, Sandra Hüller ist wirklich sagenhaft gut, so nuanciert, so reserviert in ihren Emotionen und genau darum so groß.
Aber der Film sieht einfach nach nichts aus und das mag ich halt nicht. Wahrscheinlich ist das, freundlich formuliert, Naturalistische genau das, was die Regisseurin beabsichtigt hat, aber hier gibt es quasi keine Lichtstimmung, kaum augenfällige Kadrage, nur wenige inszenatorische Einfälle, die den Film von einem unterdurchschnittlich produzierten Fernsehkrimi absetzen würden. Und das hat dazu geführt, dass ich trotz durch die Bank toller Schauspieler und ausgesprochen klugen Dialogen in verschiedenen Sprachen mich über die enorme Strecke von zweieinhalb Stunden nicht mitgerissen fühlte. Natürlich ist das ein guter Film, aber diese Anatomie eines Falls ist ganz einfach nicht mein Fall.
Re: Anatomie eines Falls
ui
Hab mir die Blu vorbestellt
Hab mir die Blu vorbestellt
Re: Anatomie eines Falls
Also mal wieder überhyptes Staubkino.
- Julio Sacchi
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- Joined: Thu Nov 03, 2022 8:37 am
Re: Anatomie eines Falls
Jein.
Also es ist ja schon schön, dass es noch richtige Filme gibt und nicht nur Kung Fu Panda 4. Und Hüller ist schon sehenswert und die Anatomie der Konflikte klug. Aber der sieht einfach fad aus und dann fühlt er sich auch fad an.
Also es ist ja schon schön, dass es noch richtige Filme gibt und nicht nur Kung Fu Panda 4. Und Hüller ist schon sehenswert und die Anatomie der Konflikte klug. Aber der sieht einfach fad aus und dann fühlt er sich auch fad an.
Re: Anatomie eines Falls
Schade irgendwie.
Ich kann dieses Krawallkino ja auch nicht mehr ab. Deshalb gefiel mir der COLONOS neulich auch so gut. Aber der war halt gut gefilmt etc.
Ich kann dieses Krawallkino ja auch nicht mehr ab. Deshalb gefiel mir der COLONOS neulich auch so gut. Aber der war halt gut gefilmt etc.
Re: Anatomie eines Falls
Auf Formalismen (ausser den fehlenden Score) hab ich hier nicht groß geachtet. Denke da wurde schon sorgsam gearbeitet, denn sonst wäre mir irgendetwas als unstimmig aufgefallen.
Ist halt französisches Erwachsenen-Kino und so schaut das dann auch aus, ohne jedwede inszenatorische Finesse (ja, es gab dort mal Meister die das anno pief anders/besser gehandhabt haben). Grundsätzl. geb ich Julio recht, das ergibt dann schon einen leicht bis sehr trockenen Anstrich.
Die anderen Punkte, Darsteller, Dialoge, Drehbuch sind natürlich top notch. Thema auch sehr gut beleuchtet; da findet hierzulande in der älteren Generation kaum ein Diskurs statt (weiß nicht wie es in Frankreich ausschaut, dort ist man ja offener was Herzensdinge angeht).
Fand den Film jedenfalls recht gut, grad mit Blick auf die eigene Partnerschaft/Ehe und was das mit einem nach 20 Jahren macht, auch im negativen Sinne.
Ist halt französisches Erwachsenen-Kino und so schaut das dann auch aus, ohne jedwede inszenatorische Finesse (ja, es gab dort mal Meister die das anno pief anders/besser gehandhabt haben). Grundsätzl. geb ich Julio recht, das ergibt dann schon einen leicht bis sehr trockenen Anstrich.
Die anderen Punkte, Darsteller, Dialoge, Drehbuch sind natürlich top notch. Thema auch sehr gut beleuchtet; da findet hierzulande in der älteren Generation kaum ein Diskurs statt (weiß nicht wie es in Frankreich ausschaut, dort ist man ja offener was Herzensdinge angeht).
Fand den Film jedenfalls recht gut, grad mit Blick auf die eigene Partnerschaft/Ehe und was das mit einem nach 20 Jahren macht, auch im negativen Sinne.
"Krieg ist wie Kino. Vorne flimmerts, hinten sind die besten Plätze." - Arnim Dahl