Leinwandliebe Film Talk

Die Midlife-Crisis hat auch in Adrien Brody das Verlangen nach einem Revenge-Reißer-Franchise geweckt, für ihn scheint CLEAN aber tatsächlich so etwas wie ein Herzensprojekt zu sein, er hat das Ding nämlich auch noch produziert, am Drehbuch mitgeschrieben und die Filmmusik komponiert. Brody gibt den Müllmann Clean (subtiler wird’s nicht) mit obligatorischer dunkler Vergangenheit, der mit Kriminalität in der Umgebung aufräumt. Bis es so weit kommt, zieht aber einige Zeit ins Land, denn CLEAN ist eine betont serious affair, das heißt also: Clean beim trostlosen Arbeitsalltag, bei der trostlosen Selbsthilfegruppe, beim Renovieren der trostlosen Nachbarschaft, das alles in der trostlosen Trostlosigkeit des winterlichen Utica, dazu grummelt Brody Sätze wie „I’m still looking for answers, I just don’t know the questions anymore“ in die Tonspur. Die Ersatztochter, die in die falschen Kreise gerät, gibt es natürlich auch. Glenn Fleshler, der Tschetschenen-Boss aus BARRY, führt unterdessen den Sohnemann ins Familienbusiness – Fische frittieren und zuvor in den Kadavern Fentanyl aus China ins Land schmuggeln – ein.

Wie gesagt, es dauert, bis sich die Wege kreuzen und es kommt, wie es kommen muss, und da strapaziert CLEAN nicht nur die Geduld, sondern fordert hämische Kommentare regelrecht heraus, wenn Brody auf halber Strecke „Know what’s boring?“ in die Linse fragt. Letztlich ist mir das aber dennoch lieber als das ständige Augenzwinkern von NOBODY und Konsorten, und sobald Clean dann, zunächst nur mit der Rohrzange bewaffnet, loszieht, hüpft auch das Genreherz. Im weiteren Verlauf wird dann auch der Rest des Werkzeugkastens ausgepackt, einige viehisch brutale Kills inklusive. Für den Anschluss ans Revenge Dude Cinematic Universe sorgt RZA, der unseren Protagonisten abermals mit Tötungswerkzeug und Weisheiten versorgt.

Das hat man natürlich alles schon x-mal, aber eben auch schon bedeutend schlechter gesehen.

Gucke ich.