Leinwandliebe Film Talk

When tech billionaire Slater King (Channing Tatum) meets cocktail waitress Frida (Naomi Ackie) at his fundraising gala, he invites her to join him and his friends on a dream vacation on his private island. As strange things start to happen, Frida questions her reality.

Läuft grad im Kino. Regie: Zoë Kravitz. Sonst noch mit dabei: Christian Slater, Adria Arjona, Geena Davis, Haley Joel Osment, Kyle MacLachlan.

der hat gute Kritiken.
Amazon/MGM Produktion. Läuft der dann in anderen Ländern direkt da?

Trailer sieht nach Schnarchfest aus und die Tussi nervt jetzt schon.

Gesehen. Veritabler Slowburner der in der ersten Stunde nur immer hier und da kleine Sequenzen Unbehagen einstreut, bevor er in den letzten 20 Minuten die Sau rausläßt!

In der zweiten Hälfte kommt die Chose noch etwas in Schwung, davor ist's schon ziemlich zäh. Die große Geheimniskrämerei ist dann doch nicht viel mehr als eine höchstens gut gemeinte Zirkusnummer. Mein Problem war, dass sämtliche Charaktere eigentlich ganz weit weg von normalen Verhaltensweisen sind. Nix gegen überzeichnete Figuren, aber das hat hinten und vorne nicht gepasst. Leider reißt unsere Hauptdarstellerin auch keine Bäume aus. Einen gewissen Unterhaltungswert hat der Film in einigen Szenen, aber als Ganzes hat das für mich nicht funktioniert. Klassischer Geht-so-Streifen.
5,5/10

Dann warte ich bis der strömert.

Wäre das nicht der gefühlt zehnte "Reiche machen verkommene Dinge auf 'ner Insel"-Film in den letzten zwei Jahren (gibt sogar wieder Stuntcasting wie bei der Glaszwiebel und die Personenkonstellation ist fast identisch), wäre ich vielleicht etwas wohlwollender gewesen. Aber ansonsten was Hexer sagt. Der ziemlich konstruierte Aufbau (die Schlangen ) zieht sich ewig und löst sich dann exakt so auf, wie zu erwarten. Nicht mehr und nicht weniger. Reicht also bloß für Durchschnitt. Aber wer sich für Jordan Peeles selbstbesoffene Langweiler und deren erhobene Zeigefinger begeistern kann, hat hier vielleicht auch seine Freude.

Gesehen.
Auch hier hat meinem Seherlebnis wieder sehr geholfen, keine Trailer geschaut zu haben; ich wusste nicht mal, was für eine toll wilde Besetzung der Film hat.
Überspitzt gesagt ist das der GET OUT der #metoo-Bewegung, die vermeintlich paradiesische Insel eine Art Epstein-Alptraum. Leider ist der Film nicht so smart wie das Vorbild; BLINK TWICE wird in der zweiten Hälfte sogar offen klamaukig. Und bis es soweit ist, wird man vom andauernden Exzess allmählich so eingelullt und ermüdet wie die Protagonistinnen. Trotzdem hat der Film mir ganz gut gefallen. Der irre Cast macht Spaß und das ist alles von allen Beteiligten ganz ausgezeichnet gespielt. Vor allem aber erweist sich Regiedebütantin Kravitz als ganz erstaunliche Visualistin: Optisch ist das ein ganz großes, sehr ideenreiches Fest, hier und da vielleicht sogar ein bisschen zu selbstverliebt inszeniert, aber dabei immerhin kreativ und eigensinnig.

War so klar.

Also kreativ oder eigensinnig ist da genau gar nichts, zumindest im Jahr unseres Herrn 2024. Aber gut, du guckst die anderen 95% der Nachzügler ja auch nicht

Ich rede ausschließlich von formalen Aspekten.

Na dann präzisier das doch mal!

Schlüssige Farbdramaturgie (die roten Sessel im weißen Raum am Anfang, später die roten Tüten im weißen Regal), generell schönes Spiel mit Farben (die Gesichtsmasken); fürs Bild choreografierte Bewegungen der Protagonisten (Dialoge am Pool); sehr gelungenes Sound Design, das den zugedrogten Dämmerzustand reflektiert (zB das laute Regenschirmgeräusch beim "Aufspannen" des Cocktailschirmchens); wohlüberlegte Kostüme (die weißen Kleider); ausgezeichnete Kadrierung (grafische Hausdarstellungen) und an 70er Horror gemahnende Moves (Slow Zooms); ausgeklügelte Ausleuchtung (extremes Backlight bei der ersten langen Erinnerungsssequenz) und Lichteffekte (extrem geiler Money Shot: Die Scheinwerferparade bei der Verfolgung durch den nächtlichen Garten); präzise Montagen (die eingeflochtenen Erinnerungssnippets, aber auch die tägliche Drogen- und Alkoholroutine), dazu ein eindringlicher Score und eine runde Songauswahl. Einfach ein stimmiges, anders als bei zB Rian Johnsons Quatschkrimis nicht einfach nur skurriles Konzept.

Ich hoffe, ich konnte damit meine Meinung zu Deiner Zufriedenheit rechtfertigen. Den Plot finde ich auch sehr zweifelhaft und das ganze Konzept mit dem Gift alles andere als schlüssig. Deswegen ist mein aufs TV Spielfilm Niveau runtergebrochenes Urteil ja wie beim Hexer "Geht so", aber mit dem Addendum "Schau ich aber gern an".

Also danke für die Ausführlichkeit, sowas ist ja auch mal eine Diskussion wert. Zumindest für mich ist so eine auf Symbolik und ironisierende Get-It-Momente bedachte Bild- und Tonsprache aber trotzdem nicht wirklich "eigensinnig", weil man das heutzutage halt in jedem A24- oder Neon-Streifen sieht, oder eben speziell bei Peele auch, oder eben bei den von dir verhassten THE MENU und FIRST OMEN. Darum spielt das auch für mich in den Gesamteindruck rein, dass dieser Nummer nun langsam die Luft ausgeht. Stimmig, ja meinetwegen, und besser als Johnson sicherlich.