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Re: Rudolf Thome Werkstattschau. Mit Gastdozenten.

Posted: Wed Oct 22, 2025 8:59 am
by Con Trai
Fremde Stadt (1972)
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A former bank clerk conceived a one-man robbery at the bank he worked. He had before established an alibi for himself pretending and declaring him legally dead. further complications ensues when he rejoins his estranged wife.
Dafür, dass man neu in der Stadt ist und sich nicht auskennt, findet man schnell Spuren und die richtigen Leute, man findet die geeigneten Personen, die gewollten Kontakte, man ist bekannt auch, ein falscher, sein früherer Name wird genannt, der aus der Vergangenheit, nicht der aus Gegenwart und Zukunft, die Wohnungen gar möbliert, wohnlich eingerichtet, die Küche etwas eng, gleich daneben die Waschmaschine und der Trockner, ein Zeitungsartikel bringt Aufklärung. Zwei Millionen Mark wurden erbeutet, von innen heraus ausgekundschaftet, er erzählt von seinen 'Glanztaten', wie er sich vorbereitet hat, ein Identitätswechsel veranstaltet, in Düsseldorf eine Bank ausgeraubt und sein Tod vorgetäuscht, "Bist Du traurig gewesen?", der 'erstbesten' Frau von seinem Plan und dem Vorhaben und der Tarnung erzählt, eine seltsame Mixtur, eine Mischung aus Kriminalfilm und zeitgenössischem Aufbau und ebensolchen Konservatismus, das Geld stapelweise, die Waffen hintendran.

München hier als Schauplatz der Geschichte, die besseren Viertel, die bessere Gegend, beim Juwelier hineinspaziert, sich ein Collier gekauft, für 92000,-, dann die Psychotherapeutin wieder besucht, angemeldet oder verabredet ist hier egal, viele Studenten als Klienten, der jüngere Jahrgang oftmals 'daneben', etwas neben der Spur, die Frau macht sich Sorgen, mehr als der Mann, ein psychologischer Thriller, ein Doppelgängertum, sich die neue Identität wie eine Kleidung, wie ein Kostüm angezogen, sich verinnerlicht, das neue Leben, er will auch nicht weg aus Deutschland, trotz der Kripo schon auf der Spur. Der Zuschauer hier weiß zwischendurch mehr als die Figuren im Film, trotz des vielfältigen Klebens am Verbrecher, der genug Zeit und Muse und innere Ruhe hat sich zu amüsieren, die Zeit totzuschlagen, das Leben zu genießen, es soll sein erster und letzter, sein einziger Raubzug bleiben, er braucht noch die Geldwäsche, er muss das Geld legal machen, er braucht einen Komplizen, nur zum schönen Schein.

Eine Trennung, die vor sieben Jahren stattgefunden hat, soll wieder aufgefrischt werden diesbezüglich, die Frau möchte keine MItwisserin sein, beim Cartier-Halsband wird sie kurz stutzig, zudem nennt sie seinen neuen Namen wie selbstverständlich, wie nie anders gekannt, wie vertraut klingelnd, es wird sich die Pistole eingepackt, in die Manteltasche nach innen gesteckt, den Koffer an sich genommen, die bedruckten Papierscheine, der Weg in die Zukunft, die Waffe man am Mann und mal in den Mitbringseln, ausgecheckt aus dem Hotel und neue Zufluchtsplätze gefunden. Thome porträtiert seinen Hauptdarsteller bis ca. die Hälfte, dann kommen neue Gäste aus Düsseldorf herangefahren, in die bayerische Landeshauptstadt angereist, auch die Million im Visier, das Schauspiel zugänglicher, die Erzählführung und Dialogregie, alles flüssiger, wenn auch aggressiv gehalten, Misstrauen wird gesät und Verdacht; Fragen gestellt und nach Antworten geforscht, Abblenden gemacht und Abblockungen, eine Unsicherheit nicht verbergen könnend. Einstellungen sind oft minutenlang, selten eine Agilität der Kamera, "Ich hab geträumt, dass ich zu spät zur Bank komme.", es wird erforscht und analysiert, welche Pläne man hat und welche Erwartungen man mit sich führt. Gangsterbraut und Bankräuber, Polizisten und Stadtbürger, "Der Junge sieht zu viel Krimis im Fernsehen", "Würdest Du auf Jemanden schießen?", Aussagen, Fragen, Ausreden, Verträge aufsetzen, Verfolger abwimmeln, Auffälligkeiten gestalten, Nachforschungen betrieben, Belohnungen abgefragt, Hinweise untergeschoben, sich in dem Polizeifilm gewagt, die "Hölle heißgemacht", Vermutungen angestellt, Gefangene gemacht, Grobheiten betrieben, die Habgier der Menschen unterschätzt.

Re: Rudolf Thome Werkstattschau. Mit Gastdozenten.

Posted: Fri Oct 24, 2025 11:12 am
by Con Trai
Supergirl – Das Mädchen von den Sternen (1971)
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"Ich kann diese Scheiß-Filmleute nicht ausstehen.(…) Das sind Vampire, die saugen dich doch bloß aus."
A mysterious, supernaturally beautiful girl from another planet confuses and flusters the men on earth, where she has landed. The men follow her wherever she goes.
"Ich weiß nicht, warum er soviel trinkt." - "Er hat doch immer gesoffen.", der Starnberger See wird erkundet, eine kurze Stippvisite, ein ruhiger Ausblick aufs Wasser, eine Friedlichkeit pur, Thome sollte Naturfilmer werden, er hat ein Auge und ein Händchen dafür, er hat kein Händchen für Menschen und Dialogführung, es ist nicht so sein Ding, er macht viele Geheimnisse, viele Merkwürdigkeiten, er erzählt alles Mögliche, von Salt Lake City und von Madrid, von München und Amerika, von nächtlichen Besuchen ungefragt. Ins Ausland wird später gegangen, mit dem Finger auf der Landkarte, eine Autofahrt nach Madrid geplant, Berben spielt das gut, die anderen aufdringlich bis schlecht, Berben erdet das Geschehen, der junge deutsche Film oder eher, der deutsche Film für junge Leute, für die Studenten, die Philosophieabsolventen, kein internationales Kino, kein Weltgeschehen, immer heimatverbunden, auch wenn es öfters mal nach Italien und wie hier eben nach Spanien geht. Der zweite Mann im Film hat noch mehr Geld, er hat auch noch mehr Haare, er hat eine arrogante Natur, der erste Mann hat die Frau schlafen lassen in seinem Schlafzimmer, der Zweite betritt das ihrige einfach, kein Klopfen, kein Fragen, es wird durch Zürich gestreift, etwas am Fluss entlang, die Straßen leer und die Fußgängerzonen, noch nicht von Touristen überrannt, dafür fällt etwas anderes auf, ein Krawall auf der Tonspur, und die Frau kauft sich ein Marvelheft, von Spider-Man, amerikanische Kunstform in Bildern, "Warum sind sie weggegangen? Das dürfen sie nicht tun.", ein erster Kuss im Bett noch, die Zigarette danach, das Dazwischen ausgeblendet, der Umgang miteinander eher grob, kein Benimm und keine Manieren, nur Egoismus, auch im Paarverhalten, Thome beobachtet seine Figuren nah und gleichzeitig distanziert; "Kennst du Snoopy? (...) Snoopy ist wie du. Er glaubt an seine Träume", ein stimmiger Vergleich, dann röhrt der Film wieder los und durch.

Tanzszenen gefallen dem Regisseur, hier und später, Tanzen ist seine Form der Bewegung, noch die meiste Aktion, das Bewegen der Körper zu schrillen Tönen, zu arrhythmischen Begleitungen, minutenlang oft, hier im 'La Dolce Vita' gesteppt. Etwas ist faul an der Geschichte, das spürt man, das ahnt man, das weiß man, das fühlt man. Das Hotelzimmer wurde nicht aufgeräumt in der Abwesenheit, eine komische Anspannung herrscht zwischen dem Pärchen, anfangs war er der Macher und der Sager, später ist es eher sie, eine seltsame Begleitung und Aufmerksamkeit auf sich gezogen, einen Verfolger, das merkt der Zuschauer, das merken weniger die Figuren. "Ich versteh’ das nicht. Ich versteh’ das überhaupt nicht mehr.", so geht es auch einem Teil des Publikums, mit den Waffen der Frauen wird hier hantiert, der Mann stellt komische Fragen, er verliert die Oberhand bzw. hat sie nie gehabt, die Fassade ist ab, es wird losgefahren gegen seinen Willen, den Fusel an den Lippen, zu mehr ist er nicht fähig, der Schriftsteller eine kleine Nummer, ein Angeber, von dem nicht mehr viel überbleibt außer die Hände am Gürtel und das wirsche Wesen.

Polonsky Productions wartet schon auf den Autoren, ganz bestimmt, es wird schon Regie geführt, on location gearbeitet, der eine Regisseur schon gefeuert, der aus Hollywood wartet noch, die Assistentin übernimmt die Geschäfte, an den nächsten Scheck gedacht und die nächste Einstellung, Gin Tonic das Produktionsgetränk der Wahl, 1200 Seiten hat der Roman, wie will man das verfilmen, das Drehbuch steht noch nicht mal, ein Zweiteil, ein Dreiteiler, Probeaufnahmen noch gemacht, Hals über Kopf hier der Film, Hauptsache das Geld winkt und die Rendite stimmen, das Handwerk erlernt, die Naivität und den Idealismus beschrieben, wieder ein komisches Geräusch auf der Tonspur, ein Verfolger, beinahe wie Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (1981) oder Louis’ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen (1979), nur dort lustiger. Und spannender, und dramaturgischer. Eine einseitige Zustimmung, subjektiv und objektiv, "Polonsky verlangt viel. Polonsky bezahlt viel.", währenddessen Francesca toupiert und frisiert, ein zweiter Ausgang gesucht, eine Furcht vor dem Bösen, mehr Ahnung als die weiteren Figuren und der Betrachter und Beobachter, man wird herumgeschubst und herum beordert, komische Eindrücke geäußert und impliziert, "lovely colours", auch der Film selber ist farbig, kräftig gehalten, s/w stünde ihm besser, in der Moderne gefangen, der Auslandseinsatz teuer, nur mit Horizontes de Grandeza in Technicolor und Technirama zu vergleichen, ein Kino neben dem anderen hier, das zweite zeigt El compromiso, dann aus der Stadt hinaus in die weite Landschaft gefahren und gefangen, die Studios außerhalb der Metropole, das Drehbuch mit einer weiteren Flasche Fusel angefangen.

Polonsky muss nach NYC, er will, dass Francesca ihn begleitet, zum Airport zumindest, die Berben will auch nach NYC, der Mann nimmt sie nicht mit, noch nicht, "Das Weiße Haus will sie sehen wollen.", es geht um Politik kurz, vor eine Sekunde, der Produzent noch am ehesten getroffen neben dem Supergirl, ein Allrounder, ein Stehaufmännchen, eine Maschine, wieder der seltsame Beobachter, Thome in der Science Fiction gefangen, keine Normalität zeigend, kein Realismus, bis auf Berlin Chamissoplatz vielleicht und Just Married, ansonsten spinnert und sensibel und sensitiv und im Film auch laut auf Krawall gebürstet, This is not Film Production. This is Madhouse.", teilweise abschreckende darstellerische Leistungen hier.

Re: Rudolf Thome Werkstattschau. Mit Gastdozenten.

Posted: Fri Oct 24, 2025 5:46 pm
by Nahaufnahme
Con Trai wrote: Fri Oct 24, 2025 11:12 am keine Normalität zeigend, kein Realismus, bis auf Berlin Chamissoplatz vielleicht (...) teilweise abschreckende darstellerische Leistungen hier.
Hier? Das ist doch quasi Thomes Markenzeichen. Nach drei Thome-Filmen hatte ich genug. Den letzten habe ich Mitte der der 90er gesehen (Das Geheimnis), PV, ich habe mich mit einem Kollegen schlapp gelacht wg. der furchtbar künstlichen Dialoge. Wie hältst Du das nur aus, das so akribisch-resilient durchzuschauen, Superkräfte?

Re: Rudolf Thome Werkstattschau. Mit Gastdozenten.

Posted: Fri Oct 24, 2025 6:41 pm
by Sylvio Constabel
Nahaufnahme wrote: Fri Oct 24, 2025 5:46 pm Wie hältst Du das nur aus, das so akribisch-resilient durchzuschauen?
Hass aufs Forum.