Italo-Western
- Julio Sacchi
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Re: Italo-Western
EINE BAHRE FÜR DEN SHERIFF (1965)
Steffens Anthony schon wieder! Wie viele Spaghettiwestern hat der gute Mann eigentlich gemacht? Dieses ist jedenfalls sein Erster, und da der Film von Mario Caiano kommt, ist er auch mehr als solide ausgefallen. Steffen besteht das Aufnahmeritual in eine fiese Böswatzbande und schaut sich ganz genau um, einer von den Unholden hat nämlich seine Frau einst geschändet und gemeuchelt! Dabei stellt sich der gute Anthony allerdings herzlich dämlich an und so guckt er alsbald in die Röhre. Eine schöne Maid macht ihm ebensolche Augen und wenn die Gangsterbraut kein Transsexueller ist, heiße ich Hannes Kröger. Obwohl ein frühes Exemplar von Italowestern, kommt der Film recht flott daher, nicht zuletzt dank einer schmissigen Brunnemann-Synchro (Horst "Hackman" Niendorf mag allerdings nicht so recht auf Steffen passen). Besonders lustig: Als ein Pokerspiel wie üblich zur Saloonkeilerei wird, wechselt der emsige Klavierspieler sein Programm vom fröhlichen Flohwalzer zur dramatischen Etüde! Die Filmmusik von Francesco Masi ist allerdings zum Davonlaufen.
Re: Italo-Western
Ich fand zumindest das Titelthema immer gut, das kupfert nämlich nicht bereits nur Morricone ab, sondern baut auch noch ein bisschen martialische US-Western-Sinfonik ein, wie es andere in den Anfangsjahren noch gelegentlich taten (vgl. auch Piccionis Über-Score für MINNESOTA CLAY). Vom Film weiß ich nix mehr.
- Julio Sacchi
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Re: Italo-Western
Genau das hat mir nämlich nicht gefallen
Re: Italo-Western
Neu (?) auf Netflix ist die Doku DJANGO & DJANGO u.a. mit Tarantino und Deodato. Keine Ahnung, ob interessant oder eher Fluff für Genretouristen.
- Julio Sacchi
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Re: Italo-Western
Geht vorrangig um Corbucci, aber ich halte schon QT einfach nicht aus.
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Re: Italo-Western
DIE STUNDE DER AASGEIER (1968)
Den hatte ich als absolutes Highlight in Erinnerung, aber da hab ich wohl Gase eingeatmet oder so. Schließlich ist das ein Film vom notorischen Gurkenlieferanten Alfonso Brescia! In der Anlage ist das alles ganz nice, aufrechte Farmer werden von den ortsansässigen Kapitalisten bedroht und suchen Hilfe bei einem schnöseligen Distriktsanwalt, gespielt vom schnöseligen Glenn Sax(s)on. Außerdem taucht Gordon Mitchell als Revolverheld mit schwarzem Hut auf und lacht bei jeder unpassenden Gelegenheit debil in die Kamera. Keiner ist, was er zu sein vorgibt und am Ende wird geballert. Bis dahin wird aber leider nur gelabert.
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Re: Italo-Western
DER MANN AUS VIRGINIA (1977)
Ein sehr später Spätwestern, der wie viele der späten Italowestern eher nach Endzeit als nach Wildwest aussieht - die Orte sind ausgestorben und in den Geisterstädten liegt nur noch Dreck und Schlamm; die Sonne kommt so gut wie gar nicht raus und die Niedertracht greift um sich. Giuliano Gemma zeigt sich als desillusionierter Bürgerkriegsveteran, der in der zufälligen Begegnung mit einem jungen Offizier (der damals sehr populäre Sänger Miguel Bosé) die Möglichkeit einer Insel sieht. Da spuckt ihm aber der ultrafiese Raimund Harmstorf mit seiner Bande elender Kopfgeldjäger kräftig in die Suppe.
Ein hoffnungs- und gnadenloser Film mit gelegentlichen Brutalitäten, dem es aber mehr um Atmosphäre als um Action geht. Ein mutig unpassender Score von Gianni Ferrio macht einen auf Pink Floyd. Die übelsten Gräueltaten werden nicht gezeigt, es reicht völlig, wenn eine junge Frau am Ende sagt "Ich wünschte, ich wäre tot". Mein Lieblingsmoment ist aber trotzdem, wenn Gemma dem verdutzten Harmstorf beim Saufen eins in die Fresse haut und die Fuselpulle in Zeitlupe auf dessen Visage explodiert.
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Re: Italo-Western
EIN LOCH IN DER STIRN (1967)
Eher ein Loch in der Hose. Stinklangweiliger Italowestern aus dem unteren Regal. Ein paar Dunstkiepen jagen einem Haufen Geld hinterher. Den hat irgendwer versteckt und den Ort auf drei zusammenzuführenden Spielkarten markiert. Das hier ist einer von fünf Italowestern mit dem Jugoslawen Dragomir Bojanić, der sich mit Cowboyhut Anthony Ghidra nannte, und Dauergast Claudio Undari, der sich den noch bescheuerteren Künstlernamen Robert Hundar ausgesucht hat. Bei diesem Film erinnert man sich schon zwei Minuten nach dem Abspann an gar nichts, außer vielleicht an einen mexikanischen Jungen, der mit offenen Maul einen Apfel frisst. Das ist alles recht hart, vor allem aber hart langweilig.
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Re: Italo-Western
DJANGO UND DIE BANDE DER GEHENKTEN (1968)
Um diesen Film habe ich ewig einen Bogen gemacht - wegen Terence Hill. Aber das war ein Fehler! Ferdinando Baldi hat die Zügel fest im Griff und Herr Girotti war noch längst nicht der sonnige Haudrauf an der Seite des dicken Bud. Hier spielt er sogar eine sehr düstere Figur, den vom falschen Freund um Hab und Gut und Frau gebrachten Django, der fortan als Henker sein Unwesen treibt - und dabei sämtliche unschuldig verurteilte Galgenvögel vorm Strick rettet! Mit dieser titelgebenden Bande der Gehenkten will er Rache nehmen am Mörder seiner Gattin.
Terence Hill, der nur hier anfangs ein paar Watschen verteilt und dann als stoischer Vigilante durchs Unterholz pflügt, hat es hier mit zwei formidablen Gegnern zu tun: Der Mörder mit den blauen Augen ist Horst Frank, der Sadist im Hintergrund Luigi "George Eastman" Montefiori. Es knallt und zischt an allen Ecken und Enden. Das Finale zieht zwar frech dieselbe Trumpfkarte wie der originale DJANGO, ist aber trotzdem ein Hammer.
In der deutschen Synchro blödelt sich leider Rainer Brandt als Terence Hill schon mal warm. Horst Frank hatte keine Zeit, wird aber adäquat von Christian Brückner abgeholt. Vorsicht vor der Klamaukfassung namens JOE, DER GALGENVOGEL!
Re: Italo-Western
Das Explosive-Mediabook für 'nen Zehner mitgenommen. Weiß gar nicht mehr, ob ich den schon mal in seiner Gänze sah. Der Aufhänger mit der Gehenktenbande ist jedenfalls eigentlich toll, verliert aber dadurch ordentlich an narrativer Schlagkraft, dass die vorgeblich Unschuldigen schon bald erst Hill und dann sich gegenseitig hintergehen und im Grunde nach einer halben Stunde keine Rolle mehr spielen. Aber egal, Baldi pflügt dafür mit gekonnten Bildern durch den Matsch (der Kutschenüberfall kommt für so eine B-Nummer fast schon imposant daher), Horst Frank übt sich als Ersatzbank-Kinski und im Hintergrund dudelt das an sich schöne Titelthema der Reverberi-Brüder, das über die Laufzeit allerdings ganz schön überstrapaziert wird (und viele Jahrzehnte später zur Abwechslung mal nicht von Tarantino für die Nachwelt aufgewärmt werden sollte). Solides gehobenes Mittelmaß.