Japanischer Film der 40er - 90er
- Sylvio Constabel
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Re: Japanischer Film der 40er - 90er
Jetzt mußt du Timo und seinem Trupp nur noch erklären, was das ist. 
Re: Japanischer Film der 40er - 90er
Ich muss nur irgendwann sterben 
- Sylvio Constabel
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Re: Japanischer Film der 40er - 90er
Wir wissen auch alle wie: Schimmelsporen im Pimmel und im Brain. 
Re: Japanischer Film der 40er - 90er
THE BEAST TO DIE
(1980, Toru Murakawa)
Wo Murakawa in RESURRECTION jedoch nach einem geradezu elektrischen ersten Akt so stark die Bremse anzieht, dass der Film schließlich in unbefriedigender Ernüchterung versandet, dreht er in BEAST den Spieß um: Er beginnt bedächtig, zeigt Matsudas Kunihiko Date zunächst aus kühler Distanz bei Gewaltakten, bei denen er bloß mit Glück unbeschadet davonkommt, um sich dann schrittweise in einem fiebertraumartigen Blutbad zu vertiefen, das an den New-Hollywood-Nihilismus von TAXI DRIVER und DOG DAY AFTERNOON und das daraus mündende Kriegstraumakino von THE DEER HUNTER und RAMBO erinnert - russisches Roulette inklusive. Durch immer wieder eingestreute Amerikabezüge ist THE BEAST TO DIE unschwer auch als Auseinandersetzung mit der Nation zu lesen, die für Japans ganz eigenes Trauma verantwortlich ist.
Das große Rätsel dieses Charakters besteht nun darin, ob ihn die Kriegserlebnisse aus der Bahn warfen, oder ob er sich diesen überhaupt erst wegen seiner Veranlagung hingab; ob hier einem überforderten jungen Mann eine Maske über den Kopf wächst, mit der er sich gegen eine Gesellschaft zu wehren glaubt, die er nicht mehr begreift, oder ob dieser Mann selbst die Maske ist. Diese Fragen umschifft Murakawa lange Zeit geschickt, verkompliziert sie zusätzlich durch die Einführung einer sanftmütigen jungen Frau, die Interesse an ihm findet, gibt sich nach anderthalb Stunden höchster inszenatorischer Präzision jedoch der Versuchung hin, den Auslegungsspielraum mit dick aufgetragener Antikriegspolemik auszufüllen. Zu dick für meinen Geschmack, andererseits nicht gänzlich unpassend angesichts der operatischen Selbstherrlichkeit, mit der Murakawa diese bis zum letzten Bild undurchsichtige Figur zeichnet, Main Character Syndrome würde man das heute nennen.
Dass selbst ein wackliger Schluss dieser unvergesslichen und enorm spannenden Gratwanderung zwischen Genre- und Kunstfilm kaum schadet, ist der große Verdienst Matsudas, der hier ganz klar die Rolle seines viel zu kurz geratenen Lebens spielt.
(1980, Toru Murakawa)
Letzte der vielen Zusammenarbeiten Toru Murakawas mit seiner früh verstorbenen Muse Yusaku Matsuda; wie schon der im Vorjahr entstandene RESURRECTION OF THE GOLDEN WOLF ist THE BEAST TO DIE eine Adaptation eines Romans von Haruhiko Ōyabu, wenn auch nicht die erste, und wie auch in jenem Film spielt Matsuda einen enigmatischen Außenseiter, der seine misanthropischen Wesenszüge und manipulatives Talent in Form von krimineller Energie freisetzt.A journalist who covered the Vietnam War becomes mentally unstable and goes on a spree of robbery and murder.
Wo Murakawa in RESURRECTION jedoch nach einem geradezu elektrischen ersten Akt so stark die Bremse anzieht, dass der Film schließlich in unbefriedigender Ernüchterung versandet, dreht er in BEAST den Spieß um: Er beginnt bedächtig, zeigt Matsudas Kunihiko Date zunächst aus kühler Distanz bei Gewaltakten, bei denen er bloß mit Glück unbeschadet davonkommt, um sich dann schrittweise in einem fiebertraumartigen Blutbad zu vertiefen, das an den New-Hollywood-Nihilismus von TAXI DRIVER und DOG DAY AFTERNOON und das daraus mündende Kriegstraumakino von THE DEER HUNTER und RAMBO erinnert - russisches Roulette inklusive. Durch immer wieder eingestreute Amerikabezüge ist THE BEAST TO DIE unschwer auch als Auseinandersetzung mit der Nation zu lesen, die für Japans ganz eigenes Trauma verantwortlich ist.
Das große Rätsel dieses Charakters besteht nun darin, ob ihn die Kriegserlebnisse aus der Bahn warfen, oder ob er sich diesen überhaupt erst wegen seiner Veranlagung hingab; ob hier einem überforderten jungen Mann eine Maske über den Kopf wächst, mit der er sich gegen eine Gesellschaft zu wehren glaubt, die er nicht mehr begreift, oder ob dieser Mann selbst die Maske ist. Diese Fragen umschifft Murakawa lange Zeit geschickt, verkompliziert sie zusätzlich durch die Einführung einer sanftmütigen jungen Frau, die Interesse an ihm findet, gibt sich nach anderthalb Stunden höchster inszenatorischer Präzision jedoch der Versuchung hin, den Auslegungsspielraum mit dick aufgetragener Antikriegspolemik auszufüllen. Zu dick für meinen Geschmack, andererseits nicht gänzlich unpassend angesichts der operatischen Selbstherrlichkeit, mit der Murakawa diese bis zum letzten Bild undurchsichtige Figur zeichnet, Main Character Syndrome würde man das heute nennen.
Dass selbst ein wackliger Schluss dieser unvergesslichen und enorm spannenden Gratwanderung zwischen Genre- und Kunstfilm kaum schadet, ist der große Verdienst Matsudas, der hier ganz klar die Rolle seines viel zu kurz geratenen Lebens spielt.
